Banka, Wenzel

Wenzel
Banka
18. Jahrhundert
18. Jahrhundert
Direktor einer Theatergesellschaft

Prinzipal einer reisenden Schauspielergesellschaft, deren Tätigkeit bislang noch nicht im Ganzen bekannt ist (Karlsbad, Prag, Bamberg, Olmütz). Als der erste Direktor spielte er in Olmütz im Gasthaus Zum Schwarzen Adler auf dem Niederen Ring. In seinen vorgestellten Stücken spielte eine lustige Person des Riepel, die sonst im damaligen Repertoire nicht auftaucht.

Auch Wentzel Panka. B. leitete 1736–44 eine deutsche Schauspielergesellschaft, die überwiegend in Böhmen und in Mähren auftrat. 1736 spielte sie in Karlsbad und ab dem 6. 7. desselben Jahres auch in Prag im Manhart´schen Haus in der Zeltnergasse. B. erhielt den Vorzug vor seinem Konkurrenten F. G. Wallerotti, denn er hatte den dortigen Theatersaal renoviert und im Gebäude weitere Räume gepachtet. 1743 gastierte er mit seiner Truppe in Bamberg. Partielle Angaben zu seinem Repertoire erhält man erst von seinem späteren Wirken in Olomouc 1744 (um die Zusammenstellung einer Schauspielgesellschaft für die Karnevalssaison hatte er sich schon 1736 in dieser Stadt bemüht, Havlíčková 2015), wohin ab 1717 regelmäßig und oft solche Theaterdirektoren kamen, die auch in Prag, Brünn und Kukus spielten (z. B. A. J. Geißler, F. A. Defraine, J. F. M. Waldtmann, F. I. Petzold, C. J. Nachtigall, F. Kurz). B.s Ensemble war offenbar das erste, das im Gasthaus Zum Schwarzem Adles am Niedern Ring (heute sog. Hauenschid-Palais). Ein hölzerner Saal mit einer Galerie befand sich im Hof und der Besitzer des Hauses A. Müller verpachtete den Raum für Theateraufführungen und Bälle. Im angrenzenden Haus wurde 1770 das erste Olmützer Stadttheater eröffnet.

Die bekannten B.s „Haupt- und Staatsaktionen“ gehörten zum üblichen Vorrat der Theaterstücke, die bereits schon längere Zeit im europäischen Repertoire lebten. Das erste Stück, eine Bearbeitung der italienischen Pastorale von A. Salvadori aus den sechziger Jahren des 17. Jahrhunderts, hielt sich bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts hinein. B. führte es unter dem Titel Der bedrunckene Bauer, oder: Das achte Wunderwerck der Welt in den unbefleckten Tugend-Hermelin der Cretensischen Prinzessin Olympia. Und die raisende Untreu des wanckelmüthigen Vireno auf. Das zweite Stück, Die rasende und verzweyfflende Liebe, Oder: Der Schmied seines eigenen Unglückes, Erwiesen an Don Carlo, den boßhafften Selbst-Mörder seiner eigenen Brüder, Don Federico und Don Sebastiano, Oder: Die triumphirende Keuschheit, einer grosen Heroischen Ehe-Frauen, an dem Hofe eines wohl-listigen Regenten, lässt sich keiner bisher bekannten Vorlage zuordnen. Der undatierte gedruckte Theaterzettel mit dem zugeschriebenen Namen des Prinzipals, dem notierten Ort und Jahr der Aufführung verrät jedoch, dass die komischen Eintritte in die tragische Handlung zwei widersprüchliche Personen mit veränderlichen Rollen und Verkleidungen realisierten. Hanswurst stellte „einen ungeschickten Kanzleidiener deren Liebeskorrespondenzen, einen Kurier ohne Pferd, einen Hausmedicum für das Kammerjungfrauenliebesfieber und aller Alterationen dergleichen Zuständen, einen Amanten ohne Gegenliebe, einen rabiaten Strassenräuber und für sich selbst unwissenden Todtengräber“ vor. Es sekundierte ihm Riepel, eine Figur, die in allen Titeln der bekannten B.s Stücke genannt wurde. Er spielte „den dummen, und doch beglückten Liebling der Gesellschaft, anbei fleißigen Hofgärtner, abgesagten Feind des Hanswurst und mitleidenden Unterthanen seiner unglückseeligen Herrschaft“.

Zum Olmützer Repertoire von B.s Hoch-teutscher Comoedianten gehörten auch Stücke mit Don-Juan- und Orpheus-Thematik, wie handschriftliche Theaterzettel, offenbar die Unterlagen für den Druck, belegen (in beiden Fällen kommt erneut die Figur des Riepel vor): Das Steinerne Todten Gast-mahl Sonst Schröck-Spiegel aus gelassener Ruchlosigkeit für gestellet, in den lustigen Leben des Don Juans Eines Jungen Verwegenen Spanischen Edel-Manns mit Ripel Einem lustigen aufwarter eines liderlichen Herrns und Orpheus und Euridice oder der die Hölle selbst zum mit leiden bewogen mit Rieppel seinem lustigen Leyerträger und lächerlichen Cupido im Tempel mit dem Nachspiel Riepel der gezwungene 'Doctor.

Quellen

NA: Kk, Sign. 1163 (Comoedianten, 7. 5., 18. 5./22. 6., 6. 7. 1736); SOkA Olomouc: Archiv města Olomouce (Stadtarchiv Olmütz), Zlomky registratur (Registraturenfragmente). MZA: G 13, Sbírka Historického spolku Brno 1306–1923 (Sammlung des Historischen Vereines Brünn), Inv.Nr. 590, Theaterzettel, Nr. 34, Die rasende und verzweyfflende Liebe [Olmütz 1744]; G 1, Gubernium, sign. B 47/2, kart. 73, fol. 213, 214, zwei handschriftliche Annoncen   Orpheus und EuridiceDas Steinerne Todten Gast-mahl [Olmütz 16. 4. 1744], Funde und Informationen M. Havlíčková.

Literatur

D’Elvert 1852, S. 139–140 (Transkription des heute verschollenen Theaterzettels: Der bedrunckene Bauer, oder: Das achte Wunderwerck der Welt [Olmütz 1744]); Ertel 1965, S. 24; Scherl 1999, S. 136–138, 215; M. Havlíčková: Brněnské divadelní cedule aneb „Se svolením nejvyšší vrchnosti bude dnes prezentováno…“, in A vůbec… Utajený sborník Mileně Flodrové k 75. narozeninám, hg. v. J. Čermáková et al., Brno 2010, S. 238 + Konkurenční boj o městské operní divadlo v Brně 1736, DR 26, 2015, Nr. 2, S. 15–16; M. Havlíčková – S. Pracná – J. Štefanides: Německojazyčné divadlo na Moravě a ve Slezsku II, Olomouc 2013, s. 88–90.


Bildung: 2015

Autor: Scherl, AdolfJakubcová, Alena