Thekla
Mussik
?
nach 1878
Schauspielerin, Leiterin einer Theatertruppe

Sie wuchs in der Pflegschaft des Direktors einer deutschsprachigen fahrenden Theatergesellschaft Josef Hübner aus Svoboda nad Úpou auf. Nach seinem Tode erhielt sie 1846 eine Konzession und gründete eine Gesellschaft, die sie zusammen mit ihrem Mann Gustav Julius Mussik (*? – 30. 12.1868 Eger) in Nord- und Nordwestböhmen (Eger, Leitmeritz, Marienbad, Pilsen, Karlsbad, Franzensbad, Reichenberg, Saaz) betrieb. Hautschwerpunkt der Gesellschaft war das Schauspiel (aufgeführt wurden klassische und moderne Werke). Vom guten Namen zeugen Gastspiele von Schauspiel- und Sängerpersönlichkeiten. An der Theatertätigkeit beteiligten sich ihre Tochter Angelika Mussik und ihr Schwiegersohn Franz Suttner (1841 – nach 1928).

Geborene Seifert. Genauere biografische Daten sind nicht bekannt. Ab 1849 Ehefrau des Theaterleiters Gustav Julius Mussik, Mutter der Schauspielerin und Sängerin Angelika Mussik, verehelichte Suttner.

M. wuchs als Pflegetochter eines Josef Hübner aus Svoboda nad Úpou (Freiheit an der Aupa) auf, der ein deutschsprachiges Wandertheater leitete. 1817 erhielt Hübner eine Auftrittserlaubnis für kleinere Städte in den Kreisen Hradec Králové und Nový Bydžov. Diese Erlaubnis wurde in den Folgejahren in unregelmäßigen Abständen auf weitere Städte in Mittel-, Ost- und Nordböhmen erweitert. Nach Hübners Tod (1845) beantragte Thekla Seifert die Übertragung der mittlerweile für die Kreise Stará Boleslav, Nový Bydžov und Hradec Králové (Bunzlauer, Bidschower und Königgrätzer Kreis) geltenden Konzession auf ihre Person, was ihr zum 26. Oktober 1846 bewilligt wurde. Zu dieser Zeit machte ihr späterer Ehemann G. J. Mussik bereits seinen Einfluss auf die Truppe geltend (davon zeugen in der Zeitung Bohemia vom15. 10. und 20. 12. 1846 veröffentlichte Berichte aus den Städten Louny / Laun und Žatec / Saaz). Von November oder Anfang Dezember 1846 bis Februar 1847 trat Seifert in Hostinné (Arnau) auf. Obgleich sie die Inhaberin der Auftrittserlaubnis war, lag die wirtschaftliche und organisatorische Leitung des Unternehmens schon weitgehend in den Händen G. J. Mussiks. Nach der Heirat der beiden (um 1849) beantragte G. J. Mussik die Übertragung der Konzession auf seine Person und ab 1850 trug die Theatergesellschaft seinen Namen.

M., die sich zunächst auch als Schauspielerin (Fach: Anstandsdame) betätigt hatte, trat mit der Zeit immer seltener auf und war stattdessen für die finanziellen und organisatorischen Belange der Truppe zuständig. Dieser Zustand dauerte bis zum Tod ihres Mannes an, der am 30. Dezember 1868 in Cheb (Eger) starb. Danach ging die Konzession wieder auf M. über. Für das (zu Ostern beginnende) Solarjahr 1869 wurde sie auf Böhmen einschließlich Františkovy Lázně (Franzensbad) begrenzt, mit Ausnahme Prags und sonstiger Kurorte. M. leitete die Gesellschaft bis November 1875, wobei in den letzten Jahren offenbar der weitere Familienkreis an der Leitung beteiligt war. 1875 erteilte die Statthalterschaft dem „Theaterunternehmen Mussik-Suttner, bestehend aus der Leiterin – der Witwe Thekla M. – und deren Schwiegersohn Suttner“, für das Solarjahr 1876 eine Auftrittserlaubnis für Böhmen mit Ausnahme Prags, des Prager Polizeibezirks, Liberec (Reichenberg) und Kurorten außer Karlovy Vary (Karlsbad). In diesem Dokument wird zwar die Bezeichnung „Theaterunternehmen Mussik-Suttner“ verwendet, Almanache vom Januar 1877 führen als Leiterin jedoch M.s Tochter Angelika Suttner-Mussik wie auch G. J. Mussik an. Unter der Leitung der verheirateten Tochter führte die Gesellschaft ihre Tätigkeit bis zum Sommer 1878 fort. Über ihr weiteres Schicksal ist nichts bekannt.

M. wie auch ihre Tochter knüpften an die Leitungsprinzipien aus der Zeit Gustav Julius M.s an. Eine wichtige Einkommensquelle waren weiterhin mehrjährige Verträge mit den Städten und die Miete mehrerer Bühnen im Jahr. Das Theater in Františkovy Lázně (Franzensbad) war 1868 noch von Mussik gemietet worden; die Stadttheater in  Žatec (Saaz) und  Karlovy Vary (Karlsbad), das neu gebaute deutschsprachige Theater in Plzeň (Pilsen) (eröffnet 1869) wie auch das Stadttheater  Liberec (Reichenberg) (1875–78) mieteten bereits seine Erben. Auch das zu G. J. Mussiks Zeiten breit angelegte Repertoire wurde beibehalten. Einzelne Unterschiede waren durch die jeweiligen aktuellen Wirkungsstätten und durch die soziale Zusammensetzung des einheimischen Publikums bedingt. Wichtigster Schwerpunkt war das Schauspiel, angefangen mit klassischen Werken (Shakespeare, Molière, Goethe, Schiller) über neuere Dramenliteratur (Raimund, Nestroy, Grillparzer) bis hin zu zeitgenössischen Stücken (Sardou, Bauernfeld, Gutzkow, Anzengruber, Bjørnson). Der zweite und wirtschaftlich relevanteste Schwerpunkt des Repertoires waren ältere wie auch zeitgenössische Operetten (Offenbach, Suppé, Lecocq u. a.). Opern führte M. seltener auf, hier wählte sie zumeist allgemein bekannte Werke (Weber, Lortzing, Bellini, Donizetti, Auber, Boieldieu). Auch Verdis neue Kompositionen wurden ins Repertoire aufgenommen und vereinzelt stand eine Mozart-Oper auf dem Programm.

Vom guten Ruf der Truppe zeugt, dass hier eine Reihe namhafter – aus Böhmen wie auch aus dem Ausland stammender – Schauspieler und Sänger gastierten. So trat z. B. 1874 die bekannte (wenn auch mit einem zweifelhaften Ruf behaftete) Soubrette Josefine Gallmeyer gemeinsam mit dem Ensemble in  Karlovy Vary auf, 1875 gastierte hier die Sängerin Wilhelmine Ullmayer vom Prager deutschen Theater und 1877 war die Wiener Hofschauspielerin Johanna Buska, spätere Gattin des Prager Theaterdirektors Angelo Neumann, mit der Truppe in Liberec (Reichenberg) zu sehen.

Das neu errichtete Stadttheater in Františkovy Lázně (Franzensbad) war 1868 – noch von G. J. Mussik – für drei Jahre gemietet worden. M.s Ensemble trat hier 1869 erstmals auf. Die Besucherzahlen hielten sich zunächst offenbar in Grenzen. (Der Neubau wirkte angeblich vom Stil her pompös und wenig zweckmäßig.) Berichte zum Repertoire liegen in größerer Zahl erst ab Ende August bzw. September 1869 vor. Im Schauspiel überwogen hier Komödien und Schwänke, von den neueren Autoren wurden z. B. Hahn (Im Vorzimmer seiner Excellenz) und Banville (Gringoire) gespielt. Häufig standen Operetten von Offenbach auf dem Programm. Einer der Höhepunkte war eine Vorstellung von Orpheus in der Unterwelt am 28. August 1869, an der eine Reihe von Gästen mitwirkte. Die Eurydike wurde von Angelika S.-M. verkörpert, die Rolle des Pluto übernahm der Schauspieler Otto Mayer vom Münchner Aktientheater. Weitere Auftritte in Franzensbad erfolgten im Winter 1869/70, den das Ensemble in Cheb (Eger) verbrachte.

Im Stadttheater Žatec (Saaz), wo die Truppe in der Wintersaison 1870/71 spielte, trat M. die Nachfolge der Theatergesellschaft Adolf Haases an. In dem relativ neuen, 1848-49 errichteten Gebäude hatten am 22. 10. 1870 die populäre, aus der Feder J. Rosens stammende Komödie Begehre nicht des nächsten Hausfrau und Offenbachs Operette Die Zaubergeige Premiere. Das Repertoire war nun von Operetten dominiert, klassische Stücke (mit Ausnahme Schillers) wurden nicht gespielt, auf dem Programm standen Raimund, Görner, Mirani, Laube u. a.

Eine wichtige Rolle in M.s Theaterschaffen spielte Karlovy Vary (Karlsbad), wo die Truppe sich im Sommer 1871 erstmals aufhielt. Die Berichte über ihre erste dortige Spielzeit fallen eher bescheiden aus. Zwar fehlte es nicht an Publikumsinteresse – das Ensemble spielte täglich vor einem vollen Haus – das Publikum reagierte aber offenbar nicht ganz so wohlwollend und das Ensemble durchlebte eine nicht näher beschriebene „bittere Zeit“. Doch auch an positiven Stimmen fehlte es nicht. Besondere Resonanz wurde u. a. dem gastierenden preußischen Hofschauspieler Emil Giebert zuteil. Von der Stellung der Operette im Repertoire zeugt ein Bericht aus dem Jahre 1872: Aufgrund des mit dem Stadtrat geschlossenen Vertrags war M. verpflichtet, für das Theater jährlich eine komplett neue Dekoration anzuschaffen. Zum Ende der Sommersaison 1872 lieferte sie tatsächlich eine Ausstattung zu Offenbachs Operette Orpheus in der Unterwelt, die dann häufig genutzt wurdeIm Sommer 1874 wurden im Rahmen des Operettenrepertoires auch Stücke von Lecocq (Hundert JungfrauenAngot, die Tochter der Halle) gespielt.

Mit der Verwaltung des Karlsbader Stadttheaters wurde 1875 Eduard Bachmann betraut. Zu diesem Zeitpunkt hatte M. die Leitung der Truppe bereits an ihre Tochter übergeben. Diese ließ (oberhalb des heutigen Goethepfads (Goethova stezka)) eine hölzerne Freilichtbühne bauen, die am 25. Juni 1876 mit F. Bergs Schwank Frauen, wie sie nicht sein sollen eingeweiht wurde. Von der lokalen Presse wurde insbesondere das (angeblich im „Schweizer Stil“ errichtete) Gebäude lobend kommentiert, dessen Vorzüge in „Geräumigkeit, Zweckmäßigkeit und einer komfortablen Ausstattung“ bestünden. Auch in ihren letzten beiden Spielzeiten, 1877 und 1878, weilte die Truppe zu Sommervorstellungen in Karlsbad. Das Repertoire umfasste neue Autoren (z.B. Bjørnson: Die Neuvermählten). Im Sommer 1877 und 1878 trat das Ensemble zudem auch mit drei Schauspielen (Rosen: Größenwahn, Jordan: Durch´s Ohr und Hell: Memoiren des Teufels) in Žatec (Saaz) auf.

Eine weitere prestigeträchtige Wirkungsstätte der Gruppe war Pilsen. Nachdem die Verwaltung des dortigen Stadttheaters wiederholt an die Gesellschaft des tschechischen Schriftstellers und Theaterleiters Pavel Švanda ze Semčic (1866–1868) vergeben worden war und die tschechischen politischen Parteien bei den Wahlen gesiegt hatten, wurde am 21. Oktober 1869 in Pilsen ein neues deutschsprachiges Theater eröffnet. An der Eröffnungsvorstellung – Rossinis Oper Wilhelm Tell – wirkten namhafte Mitglieder des Prager deutschen Theaters mit. Das Theatergebäude war auf Beschluss des Pilsner Theatervereins von dem Architekten Josef Niklas konzipiert worden. In den Spielzeiten 1869/1870 und 1870/1871 wurde das Gebäude an einen Theaterdirektor namens Walburg-Wesetzky vermietet. M. ist ab 1871 als Mieterin angegeben. Das von Konkurrenz geprägte Umfeld wie auch das anspruchsvolle Publikum bewirkten einige Veränderungen im Repertoire des Ensembles. Klassische Dramen bekamen mehr Gewicht und neben Operetteninszenierungen wurden nun auch häufiger Opern aufgeführt. Außer Shakespeare (Wie es Euch gefällt) standen auch Goethe (Faust) und fünf Stücke Schillers auf dem Programm, einschließlich einer Bühnenadaption des Gedichts Das Lied von der Glocke. Darüber hinaus spielte die Truppe erstmals Molière (Der Geizige). Bezüglich der Operette dominierten Offenbach und Franz von Suppé, das Opernrepertoire beinhaltete u. a. Mozarts Don Juan. In der Wintersaison 1872/73 wurden keine Opern mehr gespielt.

1872 wurde M.s Theatermietvertrag bis zum Jahr 1875 verlängert. Nun bot sich die Möglichkeit, aus der Truppe ein konsolidiertes, parallel in Karlsbad und Pilsen ansässiges Ensemble zu machen. Bei den Pilsener Ämtern stießen solcherlei Pläne jedoch im Januar 1873 auf strikte Ablehnung. Man verwies auf bestehende technische Mängel am deutschsprachigen Theater und schlug vor, die Verwaltung des Hauses anderweitig – an den Theaterdirektor Carl Moser – zu vergeben. M. konnte ihren Mietvertrag noch für die nächsten zwei Spielzeiten verteidigen. Vorgebrachter Kritik, die sich offenbar auf das Fehlen von Opernabenden bezog, begegnete sie damit, dass sie im Frühjahr 1873 neben ihrem eigenen Ensemble eine separate Opernkompanie unter Leitung eines nicht näher identifizierten Direktors namens Held engagierte. Dieser ließ zwischen Ostern und dem 15. Mai 1873 zwölf Opern (Bellini, Donizetti, Verdi, Flotow, Boieldieu, Auber, Meyerbeer, Balfé und Halévy) aufführen. Während es in der Spielzeit 1873/74 bei einem anspruchsvolleren, auch Klassiker umfassenden, Repertoire blieb, ließ man im darauffolgenden Jahr – mit Ausnahme des erstmals ins Repertoire aufgenommenen Hamlet – von höheren Ambitionen eher ab. Ob das Ensemble auch im Winter 1875/76, nach Beendigung der Karlsbader Sommersaison, in Pilsen spielte, ist nicht bekannt. Die Leitung der Gesellschaft übernahm in dieser Zeit Angelika Suttner-M., deren erste Winterspielstätte in den Spielzeiten 1875/76 und 1876/77 Liberec wurde. 

Das sog. Tuchmachertheater (soukenické divadlo) in Liberec (Reichenberg) wurde von 1820 bis zu einem Brand im Jahre 1879 betrieben. Die dortige Tuchfabrik, der das Gebäude gehörte, hatte dieses laut Presse ab März 1876 an die „Karlsbader Theaterdirektion Suttner-Mussik“ vermietet. Angelika Suttner-M.s erste Vorstellung im Tuchmachertheater war J. Strauss’ Operette Die Fledermaus am 23. September 1876. Die Premiere wurde (nach weniger gelungenen Inszenierungen unter dem vorhergehenden Direktor Julius Posinger) mit Spannung erwartet und gut aufgenommen. Auch in  Liberec nahmen Operetten (Offenbach, von Suppé, Lecocq, Jonas) und Schwänke einen wichtigen Platz ein und auch anspruchsvolle Dramen (Shakespeare, Molière, Goethe) waren vertreten, dafür fehlte jedoch die Oper. Der Theaterbetrieb wurde regelmäßig von der Reichenberger Zeitung verfolgt. Erst in der zweiten Liberecer Spielzeit 1877/78 wurden – wenn auch in kleinerer Zahl – Opern ins Repertoire aufgenommen. Darüber hinaus wurden gemäß dem damaligen Trend publikumswirksame Ausstattungstücke inszeniert (Verne: Die Reise nach Sibirien und Die Reise um die Erde in 80 Tagen).

Wie schon zur Zeit Gustav Julius M.s hatte das Ensemble auch unter Thekla M. und Angelika S.-M. einen festen Kern aus miteinander verwandten Personen und ganzen engagierten Familien. Die übrigen Ensemblemitglieder wechselten. Detailliertere Angaben zur Zusammensetzung des Ensembles und zur fachlichen Spezialisierung der einzelnen Mitglieder wurden (wenn auch unregelmäßig) im Jahrbuch Deutscher Bühnenalmanach veröffentlicht. Kürzere Mitteilungen waren darüber hinaus der Tagespresse zu entnehmen – so informierte die Theaterleiterin neben der Ankündigung von Abonnementsvorstellungen z. B. auch über neu engagierte Ensemblemitglieder. Reichhaltige Informationen liegen vor allem zu den letzten Liberecer Jahren vor.

Eine wichtige und leistungsfähige Mitarbeiterin war Angelika Suttner-M., eine gefragte Sängerin, die vor allem als Operettendarstellerin einen guten Ruf hatte und auch in Opern mitwirkte. Von den Schauspielerfamilien ist die Familie Mitscherling zu nennen, die 1852 erstmals im Zusammenhang mit der Truppe erwähnt wird. Für die Spielzeit 1868/69 werden Herr Mitscherling (komische Gesangsrollen), Frau Mitscherling (komische Alte) und Georgine Mitscherling als Ensemblemitglieder genannt. Letztere war bereits in der Ära G. J. Mussiks als Kinderdarstellerin tätig. Georginas Bruder Bruno Mitscherling, früher ebenfalls Kinderdarsteller, hatte das Ensemble zu diesem Zeitpunkt offenbar schon verlassen.

Eine weitere zum Ensemble gehörige Schauspielerfamilie war die Familie Denemy, die ab der Litoměřicer (Leitmeritzer) Wintersaison 1864/65 zum Ensemble gehörte. Die Familie bestand aus Gottfried Denemy (Operettenregie, Charakterrollen), dessen namentlich nicht genannter Ehefrau (Operettensoubrette) und der Tochter Elise, die als naive Liebhaberin, für lokale Gesangspartien und Operettenrollen besetzt wurde. 1871 machte sich die Familie selbständig, G. Denemy wurde Leiter des Stadttheaters  Cheb (Eger) und übernahm zudem die Leitung des Sommertheaters in Františkové Lázně (Franzensbad). Zu M.s Ensemble gehörte darüber hinaus auch das bereits seit den 60er-Jahren engagierte Ehepaar Colas: Johann Colas (Regie, humorvolle Väter- und komische Charakterrollen) und dessen namentlich nicht erwähnte Gattin (Chorsängerin, kleinere Mütterrollen).

Unter der Leitung Angelika S.-M.s war zudem eine Familie Nicolini engagiert: Julius Nicolini (Regie und erster Operettentenor), Caroline Nicolini-Berger (Operettenhauptrollen und lokale Gesangspartien), Anna Nicolini (erste komische Alte und Mütterrollen). Auch diese Familie gründete später ein eigenes Theaterunternehmen, das ab Herbst 1878 das Tuchmachertheater in Liberec (Reichenberg) mietete und dort bis zu dem o. g. Brand blieb.

Die musikalische Begleitung der Vorstellungen erfolgte (laut Angaben des Deutschen Bühnenalmanachs) mithilfe eines gemieteten Orchesters, das sich hauptsächlich aus ortsansässigen Musikern und Kurorchestermitgliedern zusammensetzte. Fest angestellt waren der Kapellmeister und der Orchesterleiter. So standen z. B. in der Žatecer (Saazer) Wintersaison 1870/71 dreißig Musiker des Franzensbader Kurorchesters zur Verfügung. Im Winter 1872/73 war in Pilsen ein Herr Horak Kapellmeister, Leiter des zwanzigköpfigen Orchesters war ein Herr Mrazek. Wie unter Gustav Julius M.s Leitung war auch bei dessen Witwe ein Dekorationsmaler (ein Herr Jäger oder Krämer) beschäftigt. In der Spielzeit 1874/75 war darüber hinaus ein Techniker namens Feuerbach angestellt.

Angelika Suttner-Mussik (Rollen)

Eurydike / Offenbach: Orpheus in der Unterwelt, Františkovy Lázně/ Franzensbad 1869. – Manuelita /Offenbach: Das Mädchen von Elisonzo, Žatec/ Saaz 1870/1871. – Clairette / Lecocq: Mamselle Angot, die Tochter der Halle; Giroflé-Girofla / Lecocq: Giroflé-Giroflá, beide in Karlovy Vary 1877).

Wirkungsstätten

Františkovy Lázně / Franzensbad: ab Juni 1868 dreijährige Auftrittserlaubnis (Egerer Anzeiger 23. 1. 1868, Bohemia 14. 6. 1868). – 10. 6. – 20. 9. 1869 (Egerer Zeitung 3. 6. 1869, 8. 7. 1869), wahrscheinlich auch im Winter 1869 und Sommer 1870. 

Cheb / Eger: Dezember 1868 bis Januar 1869 (Egerer Anzeiger 7. 1. 1869). – 13. 11. 1869 bis Januar 1870 (Bohemia Nr. 279, 23. 11. 1869).

Karlovy Vary / Karlsbad: Sommer 1871, Mietvertrag für das Stadttheater (nähere Informationen zu Mietdauer, Repertoire und künstlerischer Tätigkeit liegen bislang nicht vor, siehe J. –  Frühjahr und Sommer 1872: ab 1. 5. 1872 (Wochenblatt für Karlsbad und die Umgebung 31. 8. 1872). –  Frühjahr und Sommer 1873. – Sommer 1874: Saisonbeginn zum 11. 4. 1874. – Sommer bis Mitte Oktober 1875: Saisonbeginn 11. 4. 1875 (Wochenblatt für Karlsbad und die Umgebung 11. 4. 1875). – Sommer 1876: 25. 6. 1876 (private Freilichtbühne Angelika Suttner-M.s), Vermietung des Stadttheaters an Eduard Bachmann (Karlsbader Anzeiger 16. 4. 1876). – Frühjahr bis Sommer 1877: Saisonbeginn 13. 5. 1877.

Liberec / Reichenberg: März 1876: Mitteilung über den Beschluss der Liberecer Tuchfabrik, die Räume für die nächsten zwei Spielzeiten an das Theater „der Karlsbader Direktion Suttner-Mussik“ zu vermieten (Budweiser Kreisblatt 29. 3. 1876). – Herbst bis Winter 1876: Saisonbeginn 23. 10. 1876 (Reichenberger Zeitung 26. 9. 1876, 30. 9. 1876, 26. 11. 1876, 28. 11. 1876, 12. 12. 1876, 17. 12. 1876, 11. 2. 1877). –  Herbst bis Winter 1877: Saisonbeginn 13. 10. 1877 (Reichenberger Zeitung 12. 10. 1877).

Plzeň / Pilsen: Herbst bis Winter 1871: Saisonbeginn 21. 10. 1871 (Pilsner Zeitung). – Herbst bis Winter 1872: Berichte über die erste Vorstellung 26. 10. 1872 (Pilsner Zeitung). –Februar 1872: Abschluss eines Nutzungsvertrags über drei Spielzeiten für das deutsche Theater Pilsen, gemeinsame Verwaltung der Theater Pilsen und Karlovy Vary durch das Ensemble Thekla M.s, Stabilisierung der Theatertätigkeit und Erhöhung des künstlerischen Niveaus (Pilsner Zeitung 21. 2. 1872). – Januar 1873: Plan zur Übergabe des Theaters an die Direktion Carl Moser (Pilsner Zeitung 4. 1. 1873). – Herbst und Winter 1873: Saisonbeginn 18. 10. 1873 (Pilsner Zeitung). – Herbst und Winter 1874: Saisonbeginn 21. 10. 1874 (Pilsner Zeitung 17. 10. 1874).   

Varnsdorf: ca. Mitte September 1877 bis 11. 10. 1877 (Abwehr 1. 9. 1877).

Žatec / Saaz: Winter 1870/1871 (Egerer Zeitung 11. 8. 1870, Bote von der Eger und Biela 26. 10. 1870, S. 571, 4. 12. 1870. – Sommer 1878 (Deutsches Volksblatt/Saazer Nachrichten 3. 8. 1878).

Periodika

Egerer Zeitung 7. 1. 1869 (Danksagung Thekla M.s für die Pietätsbezeugungen gegenüber ihrem verstorbenen Gatten);

Deutscher Bühnenalmanach, Berlin 1869, S. 123–124; 1870, S. 110–111; 1871, S. 271–272;  1872, S. 246–247; 1874, S. 236–237; 1875, S. 272–274; 1876, S. 47–48; 1877, S. 252–253;  1878, S. 238–239. 

Quellen

Detaillierte Quellen zu den einzelnen Wirkungsstätten Thekla M.s werden bei J. Hilmera in Činnost německých divadelních společností v českých provinciích 19. století angeführt.

Literatur

Hilmera CD 307; Franzensbader Stadttheater 1928. Festschrift zum 60 jährigen Jubiläum des Franzensbader Stadttheaters, Franzensbad, 1928, S. 6, 7; M. Kaufmann: Musikgeschichte des Karlsbader Stadttheaters, Karlsbad 1932, S. 49; J. Janáček: Čtyřikrát městské divadlo Liberec. Stadttheater Reichenberg 1883–1938, Liberec 2004, enthält einen Überblick über das Repertoire von 1832 bis 1879, S. 87-90; A. Javorin: Žatec. Plzeň. Liberec, Divadla a divadelní sály v českých krajích, Teil I., Praha 1949, S. 315, 171-172, 103; A. Špelda: Plzeňská zpěvohra v starém divadle 1868 – 1902, 1950 – 1954, S. 13, 46.

Lexika

Ulrich 1997 (Schauspielerfamilien Denemy, Nicolini, Mitscherling, Colas) ; Hudební divadlo v českých zemích. Osobnosti 19. století, Praha 2006, S. 162-163.


Bildung: 30.11.2012

Autor: Hanoušek, Martin