Martinelli, Louise

Louise
Martinelli
3. 9. 1847 (1846?)
Graz
23. 7. 1913
Lussinpiccolo, Istrien (Mali Lošinj, Kroatien)
Schauspielerin

Ab 1851 trat sie in Kinderrollen am Theater in Graz auf, 1861 war sie hier als zweite Liebhaberin und Soubrette engagiert. 1876 Engagement am Theater an der Wien, im selben Jahr brachte Eduard Kreibig sie ans Prager Landestheater. Im Rollenfach Soubrette in Lustspiel, Posse und Operette konkurrierte ihr Wilhelmine Ullmayer. Aus dem Prager Engagement ging sie 1885 ans Wiener Carltheater und 1889 ans Deutsche Volkstheater. Ihr Mann war der Schauspieler Ludwig Martinelli (1832 – 1913), bis zu ihrer Eheschließung (1882) verwendete sie den Mädchennamen Seeberg.

Geb. Seeberger, spielte unter diesem Namen bis 1882. Angeblich Tochter eines Reitknechtes, trat sie am Grazer ständischen (landschaftlichen) Theater ab der Saison 1851/52 mit Erfolg in Kinderrollen auf und war an diesem Theater von 1861/62 bis 1873  als Zweite Liebhaberin, Lokalliebhaberin und Soubrette engagiert. Danach spielte sie bis 1876 am Theater an der Wien jugendliche Naive und Liebhaberinnen im Lokalstück und wurde im selben Jahr von Eduard Kreibig ans Prager landschaftliche Theater geholt (Antrittsrolle als Fleurette). An diesem konnte sie als Soubrette im Lustspiel, in der Posse und Operette wachsenden Erfolg verzeichnen, wobei sie in diesem Genre allerdings im Schatten der Ullmayer stand, was auch im Verhältnis der Gagen dieser beiden Künstlerinnen (1878: Ullmayer 4480 fl., Seeberger 1160 fl.) zum Ausdruck kommt. An diesem Theater vollzog sich auch ihr Übergang ins ältere komische Operettenfach und zum Volksstück, in welchem sie nach ihrem Weggang aus Prag 1885 und ihrem darauf folgendem Engagement in Wien am Carltheater (bis 1889) und dann besonders am 1889 neu gegründeten Deutschen Volkstheater, wenn auch meist nur in kleineren Rollen, beliebt war; besonderen Erfolg hatte sie in ihrem Genre als  Frau Schallanter in Anzengrubers Das vierte Gebot. Größere Aufgaben hatte sie z. B. als die Frau Miller in Schillers Kabale und Liebe und die Emerenzia in Nestroys Freiheit in KrähwinkelM. war die zweite Gattin (Hochzeit 1882) des vor allem als Anzengruber-Darsteller bahnbrechenden Schauspielers Ludwig Martinelli, mit dem sie schon seit ihrer Grazer Zeit stets zusammen engagiert war. Sie spielte in der Eröffnungsvorstellung des Deutschen Volkstheaters in Wien (14. 9. 1889) in AnzengrubersDer Fleck auf der Ehr‘ neben ihrem Gatten, der die Hauptrolle des Hubmayr verkörperte, die Episodenrolle der Wirtin. 1908 verabschiedete sich das Ehepaar gemeinsam von der Bühne.

Rollen (Auswahl)

Am Grazer landschaftlichen Theater: Kathi (J. Nestroy: Der Zerrissene) (auch in Prag); Margot (F. Halm: Wildfeuer) (auch in Prag); Toinette (Molière: Der eingebildete Kranke) (auch in Prag); Franzl (S. H. v. Mosenthal: Der Sonnwendhof); etc. - Am Prager deutschen Landestheater: Fleurette (J. Offenbach: Blaubart); Die öffentliche Meinung (ders.: Orpheus in der Unterwelt); Georg (J. W. v. Goethe: Götz von Berlichingen); (Toffana (J. Strauß, Indigo); Artemisia (J. Strauß: Der lustige Krieg); Palmatica (F. v. Suppé: Der Bettelstudent); Donna Olympia (ders.: Donna Juanita);Heloise (K. Millöcker: Apajune, der Wassermann); Rosl, altes Weib (F. Raimund: Der Verschwender); Anna Birkmeier, Brigitte (L. Anzengruber: Der Pfarrer von Kirchfeld) (auch am Wiener Deutschen Volkstheater); die alte Burgerliese (ders.: Der Meineidbauer) (auch am Wiener Deutschen Volkstheater); Barbara (ders.: Das vierte Gebot); etc. -  Am Wiener Carltheater: Vroni (L. Anzengruber: Der Meineidbauer); Gelbhofbäuerin (ders.: Die Kreuzelschreiber); Schusterin (H. Neuert: Im Austragstüberl);  etc. - Am Deutschen Volkstheater in Wien: Frau Miller (F. v. Schiller: Kabale und Liebe);  Fee Antimonia (F. Raimund: Der Bauer als Millionär); Emerenzia (J. Nestroy: Freiheit in Krähwinkel); Marie (A. Ohorn: Der Abt von St. Bernhard); Hofrätin Mittersteig (F. Schönthan – F. Koppe-Ellefeld: Komtesse Guckerl); Frau Schimek (G. Kadelburg: Familie Schimek); Wirtin (L. Anzengruber: Der Fleck auf der Ehr‘); Frau Schallanter (ders.: Das vierte Gebot); etc.

Quellen

Národní archiv Praha, Policejní ředitelství I, konskripce, Karton 376, Abbild. 395. – Porträts und Rollenbilder, Österreichische Nationalbibliothek, Wien, Bildarchiv und Grafiksammlung, s. BAK-Index.

Periodika

Neue Freie Presse, 17. 7. 1913; Neues Wiener Journal, 17. 7. 1913; Illustrirtes Wiener Extrablatt, 17., 18. 7. 1913 (mit Bild); Reichspost, 18.7.1913. – Deutscher Bühnen-Almanach, Jg. 16ff., 1852ff.;Neuer Theater-Almanach, Jg. 25, 1914, S. 178;

Literatur

O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters, Tl. 3, 1888, S. 700, 704f., 713, 734, 741, 745, 747, 754, 772, 774, 776f; G. Schlögl, Der Theaterkritiker Paul Blaha als Direktor des Deutschen Volkstheaters, phil. Diss. Wien, 1994, s. Bd. 4 (Generalindex).

Eisenberg, HLW, Kosel, ÖBL, Ulrich

 

Bildung: 30.11.2012

Autor: Reitterer, Hubert