Fiedler - Wurzbach, Theodore von

Theodore von Fiedler-Wurzbach, 1885. https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Theodora_Fiedler_Wurzbach_1885_Eigner.jpg
Theodore von
Fiedler - Wurzbach
6. 2. 1844
Lemberg (Lviv, UA)
24. 6. 1894
Straßburg (Strasbourg, F)
Schauspielerin

Als Schauspielerin des deutschen Schauspiels debütierte sie 1862 im Prager Ständetheater. Nach einem Engagement in Dessau kehrte sie 1879 zu ihrem Engagement in Prag zurück (Rollenfach Heldinnen und Charakterrollen). 1883 – 1886 unterrichtete sie Deklamation am Prager Konservatorium. 1886 – 1887 Engagement am Stadttheater in Brünn im Rollenfach Heldenmütter. 1888 ging sie ans Stadttheater in Straßburg. Ihr Mann war der Schriftsteller und Dramaturg Karl Fiedler (1838 – 1887).

Geburtsname Theodore Edle von Wurzbach-Tannenberg; unterschrieb sich nach ihrer Heirat (Salzburg, 1874)  mit dem Schriftsteller und Dramaturgen Karl Fiedler mit dem Doppelnamen Fiedler – v. Wurzbach. Ihr in der Literatur unterschiedlich angegebenes Geburtsdatum ist durch das Zeugnis ihres Vaters, des Lexikographen und Schriftstellers Constantin Ritter (später Edlen) von Wurzbach-Tannenberg gesichert. Selbst schriftstellerisch begabt, veröffentlichte sie bereits 1861 und 1862  Beiträge in der Frauenzeitschrift „Der Bazar“, wandte sich aber –gegen den Willen ihres Vaters – der Bühne zu und trat, von dem Wiener Hofschauspieler Josef Wagner an Direktor Franz Thomé empfohlen, am 12.5.1862 im dem Ausstattungsstück von M. A. Grandjean – P. J. Reinhard  „Um die Welt“ am Prager Ständetheater zum ersten Mal auf. Es folgten einige kleine Rollen (eigentliches Debüt als Therese) im Rahmen eines Gesamtgastspiels der Hofschauspieler Wagner, Friederike Bognar und Josef Lewinsky, den sie – wie ihre Briefe an ihn beweisen – zeitlebens als ihren ersten Lehrer verehrte. Weitere Auftritte erfolgten – wahrscheinlich unter einem angenommenen Namen – auf kleineren Bühnen Deutschlands (Altenburg, Lübeck, Elberfeld, Krefeld). 1869 absolvierte sie ein Probegastspiel am herzoglichen Hoftheater Dessau und wurde engagiert (sie dürfte zu dieser Zeit – sehr zum Missfallen ihres standesbewussten Vaters – unter dem Namen Dora v. Wurzbach aufgetreten sein). In Dessau spielte sie, nachdem sie ihr bisheriges Fach der Liebhaberinnen aufgegeben hatte, mit großem Erfolg vorwiegend Heldinnen und Charakterrollen. Seit ihrer Verehelichung mit Karl Fiedler unter dem Namen Fiedler v. Wurzbach auftretend, kehrte sie 1880 nach Prag ans nunmehrige deutsche Landestheater zurück (Debüt als Frau von der Straß). Wie schon zuvor in Dessau sowohl als Künstlerin als auch gesellschaftlich hoch geachtet, wird F.-W. für ihre Prager Zeit von Oskar Teuber als „sehr intelligente, interessant charakterisierende Darstellerin von ernstem künstlerischem Streben“ charakterisiert. Dies Einschätzung durch den genauen Kenner und Chronisten der dortigen Theaterverhältnisse wird auch dadurch glaubhaft, dass sie 1883 als Lehrerin der Deklamation an das Prager Konservatorium für Musik berufen wurde, an dem sie, auch als gesuchte dramatische Privatlehrerin tätig, bis zu ihrem neuerlichen Abgang aus Prag 1886 unterrichtete. Nach einer Saison am Brünner Stadttheater (1886/87), an dem sie das Fach der Heldenmütter vertrat, ging F.-W., seit 1887 verwitwet, ans Stadttheater Straßburg, an dem sie bis zu ihrem Tod verblieb. Im klassischen Drama ebenso wie im Konversationsstück gleich erfolgreich, wird sie in einem Nachruf wegen ihres „zugleich vornehmen und natürlichen Spiels“, ihrer „überaus fließenden, klaren und verständlichen Sprache“ und ihrer „mit einfachsten Mitteln“ erzielten „hohen dramatischen Wirkung“ gerühmt. Besonders hervorgehoben wurde auch ihre Kunst als Rezitatorin in Vortragsabenden. Für F.-W.s Persönlichkeit bemerkenswert ist es, dass sie, demselben Nachruf zufolge, es in Straßburg verstanden habe, „das Eis zwischen der Gesellschaft und dem Theater zu brechen“.

Rollen

Prag: Therese (F. L. Schröder: Stille Wasser sind tief);Mirza (F. Grillparzer: Der Traum ein Leben); Emilia (W. Shakespeare: Othello); Donna Fenisa (J. Schreyvogel: Donna Diana); Thusnelda (F. Halm: Der Fechter von Ravena); - In Dessau: Phädra (J. B. Racine: Phädra); Orsina (G. E. Lessing: Emilia Galotti); Gräfin Terzky (F. Schiller: Wallenstein); Lady Milford (F. Schiller: Kabale und Liebe); Brunhild (F. Hebbel: Die Nibelungen), Kommerzienrätin Schlägl (G. v. Moser: Ultimo); Lady Tartuffe (H. Laube: Lady Tartuffe); Frau von der Straß (H. Laube: Böse Zungen); Frau Blume (J. Rosen: Kanonenfutter); Stadtheater Straßburg: Frosine (Molière: Der Geizhals); Herzogin (É. Pailleron: Die Welt in der man sich langweilt); Dora (V. Sardou: Dora); Königin Elisabeth (H. Laube: Essex).

Quellen und Literatur

WBR, Wien: Briefe;  NA, Prag, Konskription; ÖNB, Wien: Bildarchiv und Grafiksammlung, sig. BAK-Index.

Illustrirte Frauen-Zeitung (Berlin) 16. 9. 1883; Der Humorist (Wien) 2. 11. 1885 (mit dem Porträt); Allgemeine Zeitung (München) 18. 9. 1887; O. Teuber, Geschichte des Prager Theaters, Tl. 3, 1888, S. 700, 726f., 753, 809, 854; M. v. Prosky, Das herzogliche Hoftheater zu Dessau, 1894, S. 134, 147, 150; Neue freie Presse (Wien) 28.6. 1894; Elsässer Journal und Niederrheinischer Kurier / Journal d’Alsace et Courrier du Bas-Rhin 25., 26. 6. 1894; Neuer Theater-Almanach (Berlin) 1895, S. 191; G. Bondi, 25 Jahre Eigenregie. Geschichte des Brünner Stadttheaters 1882 – 1907, 1907; J. Branberger, Das Konservatorium für Musik in Prag, 1911, S. 165, 179; Ostdeutsche Familienkunde, Nr. 40/41, Heft 3, 1993. 

Brümmer, Eisenberg, Flüggen, Kosch Th, ODS, Ulrich, Wurzbach


Bildung: 30.11.2012

Autor: Reitterer, Hubert