Bukovics, Karl von

Karl von Bukovisc, online: www.geni.com.
Karl von
Bukovics
6. 9. 1835
Wien (A)
3. 4. 1888
Wien (A)
Sänger, Schauspieler, Regisseur

Ursprünglich Oberleutnant, gab aber seine militärische Karriere und widmete sich dem Gesang (Tenor). 1858 debütierte er in Graz, doch nach weiteren kürzeren Engagements (Wiener Hofoper, Düsseldorf, Berlin, Bremen und Königsberg) und verlegenen Kritiken verließ er 1867 auch seine Laufbahn als Sänger. 1869 mietete er das Theater in der Josefstadt (Wien) an, wo er Regie führte und Schauspielrollen spielte. Das ursprünglich verschuldete Theater konnte er stabilisieren und verlegte das Ensemble nach Teplitz (1872). Das Repertoire der Gesellschaft war überwiegend auf Amüsements ausgerichtet (Lustspiele, Possen, Operetten). 1875 löste er die Gesellschaft auf und ging nach Wien, wo er erfolgreich als Schauspieler komischer Rollen auftrat (Stadttheater, ab 1884 Burgtheater). 1880 – 1884 leitete er erfolgreich die Bühne des Stadttheaters.   

Vollständiger Name Karl Bukovics von Kis-Alacska, auch Bukowics von Kiss-Alacska. Im Umfeld des Theaters auch unter den Namen Carl von Bukovičz von Kis-Alaska, Carl von Kiß Alacska, Carl Kiß, Carl von Alaska, Karl Kiß, Carl von Kis-Alaska, Karl von Bukovičs von Kiss-Alacska, Karl von Alacska und Karl von Kiss-Alacska bekannt (die Namen führt Ulrich an, siehe Lexika). Bruder des Journalisten und Theaterregisseurs, Sekretärs und Dramaturgen Emerich Bukovics von Kis-Alacska (1844 – 1905), mit dem er verwechselt wird. Vater der Schauspielerinnen Christine von Bukovics (1867 – 1937) und Camilla von Bukovics (1869 –1935).

Er wurde in einer Offiziersfamilie in Wien geboren, wo der die K. k. Militärakademie in der Wiener Neustadt absolvierte. Am 1. 9. 1853 erwarb er den Grad eines Leutnants, zwei Jahre später wurde er zum Oberleutnant befördert. Schon damals soll seine Stimme (Tenor) Aufmerksamkeit erregt haben. Doch ließ gab er wenig später seine militärische Laufbahn auf und nahm in Wien Gesangsunterricht (bei Richard Lewy und weiteren Lehrern). Ende 1858 debütierte er am Theater in Graz, danach wurde er Mitglied der Wiener Hofoper, wo er erstmals am 2. 9. 1859 auftrat (Max, Weber: Der Freischütz). Er feierte gesellschaftliche Erfolge, erntete jedoch verlegene Kritik (Blätter für Musik, Theater und Kunst 6. 9. 1859: er ist begabt und besitzt musikalisches Gefühl, doch seine Stimme genügt nicht den Anforderungen, das Engagement war ein Irrtum). Den Innsbrucker Nachrichten vom 26. 9. 1859 zufolge wurde er nach wenigen Vorstellungen in den Urlaub geschickt. Anschließend taucht er auf Bühnen in Düsseldorf, Berlin (Woltersdorftheater) und 1862 am Städtischen Theater Bremen auf. Er versuchte, die Stimmlage zu wechseln, wurde als Opernbariton engagiert, doch wahrscheinlich ohne Erfolg, denn der Deutsche Bühnen-Almanach verzeichnet ihn 1863 nicht unter den aktiven Sängern (das ÖBL führt an, in diesen Jahren habe er auch mit Wein gehandelt). Im Jahre 1867 teilte der Deutsche Bühnen-Almanach mit, B. habe in Königsberg gewirkt, dann aber anschließend der Bühne „entsagte“.   

Im Jahre 1869 tauchte B. in Wien auf und mietete zusammen mit Heinrich Börstein für zwei Saisons das stark verschuldete Theater in der Josefstadt an (die Konzession galt vom 6. 10. 1869 bis zum 29. 6. 1871). Dort führte er ebenfalls Regie und spielte Schauspielrollen. Als Sekretär, Dramaturg und Schauspieler wirkte hier auch sein Bruder Emerich von Bukovics. B. verbesserte die finanzielle Situation des Theaters und wollte diese durch die Verbindung mit Sommerbühnen in anderen Regionen stabilisieren, um dem Ensemble ganzjährige Betätigung zu verschaffen. Im März 1871 handelte es sich um eine Verbindung des Sommerbetriebs des Theaters in der Josefstadt und des Theaters in Karlsbad (Neue freie Presse), doch die Verhandlungen waren nicht von Erfolg gekrönt, und die Karlsbader Bühne erhielt von der Stadtverwaltung die Direktorin Thekla Mussik. Nach seinem Weggang vom Theater in der Josefstadt trat B. mit seiner Gesellschaft kurzfristig an unterschiedlichen Orten der Monarchie auf (Triest, Görz, Wien-Neustadt).

Im Jahre 1872 erhielt B. das Schlosstheater in Teplitz in Böhmen zur Miete, das früher mit dem Theater in Reichenberg verbunden war. Dort wirkte er dann als Direktor und Schauspieler. Ab Anfang Mai 1872 bis zum Ende der Sommersaison spielte er mit seiner Gesellschaft abwechselnd auf dem Schloss von Teplitz und auf der Sommerbühne in der Straße Lipová [Lindengasse]. In den Wintermonaten 1872/1873 zog B.s Gesellschaft ins Theater in Wien-Neustadt. Ab dem 8. 5. 1873 trat sie in Graz auf, und Anfang Juni 1873 eröffnete sie erneut die Sommersaison in Teplitz. Da die Holzbühne in der Straße Lipová inzwischen nicht mehr existierte, ließ sich B. neben dem etwas engen Schlosstheater eine ungenutzte Zirkushalle für den Sommerbetrieb adaptieren. Die Theatervorführungen wurden durch akrobatische Nummern ergänzt. Die Sommersaison beendete B. in der letzten Septemberwoche 1873. Im Frühjahr des folgenden Jahres, am 21. 5. 1874, wurde das neu errichtete städtische Theater eröffnet. Dies erhielt Direktor Carl Podolsky (Pseud. Hermann), der die Teplitzer Bühne zusammen mit der Reichenberger bereits vor 1872 geleitet hatte. B. gastierte bei ihm als Schauspieler erstmals am 1. 8. 1874 und den darauffolgenden Tagen. Das sehr teure Haus (fast 1000 Plätze) wurde seinen Erwartungen nicht gerecht, und die Stadt, die es in Eigenregie betreiben wollte, suchte plötzlich einen Mieter. Die Umstände sind nicht vollständig bekannt, es scheint, dass B. es wieder von Januar bis September 1875 übernahm. 

B.s Teplitzer Repertoire richtete sich nach ungeschriebenen Regeln, die für Kurtheater galten und den Zuschauern vor allem Amüsement verschaffen sollte. Es umfasste populäre Lustspiele (Scribe, Rosen, Langer usw.), Possen (auch Nestroy: Das Mädl aus der Vorstadt, Einen Jux will er sich machenLumpazivagabundus), ausnahmsweise klassische Werke, in der Regel mit einem gastierenden Schauspieler (Schiller: Die Räuber, Maria Stuart). Das Rückgrat des Operettenrepertoires waren Offenbach und Suppé, auch mit geladenen (auch ausländischen) Sängern. 

In der Zeit, in der er sich vor allem dem Gesang widmete, trat B. im Schlosstheater Teplitz sporadisch als Solist bei einem Konzert auf (26. 7. 1861). Aus der Zeit seines Wirkens als Direktor sind nur wenige Rollen belegt; beim Schauspiel z. B. der Commerzialrath (Lindau: Maria und Magdalena), der Präsident von Waltersdorf (Rosenthal: Die Sirene), der Cirkusdirektor Schreier in einer nicht ermittelten Komödie und in der Operette der Oberhofmeister (Lecocq: Angot). In Rosenthals Komödie Die Sirene lobte die Kritik seine gut dosierte Komik, der Cirkusdirektor Schreier jedoch sei zu laut und mit einer unangebrachten Diktion, die das Publikum oft nicht verstand, gespielt worden. Seine besten Rollen fand B. nach Ansicht der Kritik im Fach „älterer Bonvivant“.

Im Herbst 1875 löste B. seine Gesellschaft auf. Er ging nach Wien an die neue Bühne des Stadttheaters, die Heinrich Laube 1872 als Aktiengesellschaft gegründet hatte. Er führte seine Karriere als Schauspieler fort. Sein komisches Talent und sein angenehmer, kultivierter Humor fanden unter den Zuschauern viele Anhänger. Seinen guten Ruf als Künstler ergänzten zivile Solidität und Zuverlässigkeit. Die Städtischen Behörden erteilten ihm eine Konzession zur künstlerischen Leitung des Theaters (1. 9. 1880–31. 8. 1884), Geschäftsdirektor war Eduard Theimer. B. baute im Stadttheater eine Bühne auf, die sich stark auf das zeitgenössische Theaterschaffen orientierte.

Am 31. 1. 1884 feierte B. sein fünfundzwanzigjähriges Bühnenjubiläum. Am 16. 5. 1884 brannte das Gebäude des Stadttheaters aus, und B. trat ein Schauspielengagement am Burgtheater an. Aufgrund seiner körperlichen Dispositionen spielte er gehorsame Ehemänner, majestätische Familienväter und etwas beschränkte, schwerfällige Männer; er verkörperte sie mit gutmütigem Humor, der nie beleidigend war (Pandolfo, Goldoni: Diener zwei Herren; Martin Winter, F. von Schönthan – G. Kadelburg: Goldfisch; Dobtschinsky, Gogol: Der Revisor u. a.). Im Zusammenhang mit seiner körperlichen Konstitution stellten sich bei ihm gesundheitliche Beschwerden ein, denen er mit einer Entfettungskur begegnete. Die Behandlung war jedoch nicht von Erfolg gekrönt und führte anscheinend auch zu einer Schädigung des Herzens, B. starb an Herzversagen.

Periodika

Blätter für Musik, Theater und Kunst 6. 9. 1859 (Debütrezension, S. 282, Chiffre Z), 19. 10. 1869 (Übernahme des Theaters in der Josefstadt). –  Innsbrucker Nachrichten 26. 9. 1859, S. 1906. –– Deutscher Bühnen-Almanach 26, 1862, S. 25; 31, 1867, S. 170 (Königsberg); 34, 1870, S. 345–346; 35, 1871, S. 330–331 (Theater in der Josefstadt); 37, 1873, S. 433 (Wien- Neustadt). – Neue freie Presse 28. 2. 1871. –  Teplitz-Schönauer Anzeiger 30. 7. 1861 (Konzert), 11. 5. 1872, 5. 7. 1873, 27. 9. 1873 (Ende der zweiten Saison als Direktor), 1. 8. 1874 (Gastspiel als Schauspieler in Teplitz). 9. 1. 1975, 13. 2. 1875, 3. 4. 1875, 28. 8. 1875, 11. 9. 1975.

Literatur

Burgtheater 1776–1976, Aufführungen und Besetzungen von zweihundert Jahren, 1-2, Wien 1976, Register im Bd. Register; F. Hadamowsky: Wien. Theatergeschichte. Von den Anfängen bis zum Ende des Ersten Weltkriegs, Wien-München 1988, Register; J. Hilmera: Činnost německých divadelních společností v českých provinciích v 19. století [Die Tätigkeit der deutschen Theatergesellschaften in den böhmischen Provinzen im 19. Jahrhundert], Prag 2006, elektronisches Dokument, Bibliothek des Theaterinstituts Prag, Sign. CD 307; G. Müller: Das Theater in Teplitz, in: Teplitz-Schönau, Die sudetendeutschen Selbstverwaltungskörper: eine Sammlung von Darstellungen der sudetendeutschen Städte und Bezirke und ihrer Arbeit in Wirtschaft, Finanzwesen, Hygiene, Sozialpolitik und Technik, Bd. 4, Berlin 1930, S. 135–136.

Eisenberg, Flüggen, Hoftheater – Katalog, Kosch Th, ÖBL, ODS, Oppenheim, Ulrich


Bildung: 11. 8. 2014

Autor: Zemanová, Berenika