Ullmayer, Wilhelmine

Wilhelmine
Ullmayer
26. 7. 1846
Wien
19. 3. 1890
Wien
Soubrette, Schauspielerin

Begann als Schauspielerin in Kinderrollen am Wiener Hofburgtheater. In Klagenfurt war sie für das Rollenfach sorglose Liebhaberinnen engagiert, aber auch als Operettensoubrette. Am Stadttheater in Budweis hatte sie bereits 1864 – 1865 als Soubrette gewirkt. 1874 von Direktor Wirsing am Prager Landestheater engagiert. Später Hauptdarstellerin in Possen mit Gesang und vor allem im Operettengenre. Bedeutende Rollen: Gräfin Falconi (J. Strauss: Carneval in Rom), Therese Krones (Haffner: Therese Krones). Nach ihrer Eheschließung mit dem Operettentenor Karl Schenk (1874) trat sie unter dem Namen Schenk-Ullmayer auf.

Auch Ullmeier, Minna,  verehel. Schenk-Ullmayer. Die Tochter des Wiener Journalisten, Theater- und Coupletdichters und eifrigen Flugblatt-Publizisten während der Wiener Revolution 1848, Franz Ullmayer, trat 1857 - 1861 in Kinderrollen am Wiener Hofburgtheater auf (Kind der Medea in F. Grillparzers „Medea“, Walther in F. Schillers „Wilhelm Tell“, Markgraf Christian Ludwig in „Das Testament des großen Kurfürsten“ von G. zu Putlitz, Adele in Ch. Birch-Pfeiffers „Die Waise aus Lowood, Köhlerjunge in H. von Kleists „Das Käthchen von Heilbronn“). 1861 wurde sie, „vom k.k. Hofburgtheater“ kommend, als Aspirantin auf das Fach der munteren und naiven Liebhaberin am Prager Landestheater (Direktion F. Thomé) bereits bei der Probe für ihren ersten Auftritt durch eine gemeinsame Erklärung sämtlicher Mitspielender entschieden abgelehnt und musste Prag wieder verlassen. Im selben Jahr war U. in Wien am Theater an der Wien, 1862/63 am Berliner Friedrich-Wilhelmstädter Theater engagiert und ging danach als muntere Liebhaberin, aber bereits auch als 1. Lokal- und Operettensoubrette, ans landschaftliche Theater in Klagenfurt. Von dort aus begann ihre Karriere im Soubrettenfach, vorerst im Lokalgesangsstück, die sie über das Stadttheater Budweis (1864/65) und das landschaftliche Theater in Linz (1866/67)  ans Theater in der Josefstadt in Wien führte, an dem sie, für 1. Lokalgesangspartien engagiert, am 24.11. 1868 als Fanny in der Gesangsposse „Lokalsängerin und Postillon“ (Musik von A. M. Storch sen.) zum ersten Mal auftrat. Danach für das selbe Fach und das Vaudeville am Theater in Pressburg (Bratislava), war U. 1869 – 1871 Mitglied des Fürsttheaters im Wiener Prater und trat dort z.B. in der Titelrolle des „Lebensbildes mit Gesang“ von J. Fuchs, „Die Komfortabl-Resi“, in der „komischen Operette“ von K. Kleiber „Zwischen Himmel und Erde“ als „Rosa, Ballett-Tänzerin“ oder als die Haushälterin Pepi in der Gesangsposse „Drei Paar Stiefel“ (Musik K. Kleiber) auf. Nach einer weiteren Saison am Theater in der Josefstadt ging sie, nach ihrer Heirat (1872) mit dem Operettentenor Karl Schenk   nunmehr unter dem Namen Schenk-Ullmayer auftretend, mit diesem ans Grazer Stadttheater (Direktion R. Müller) und wurde 1874 nach einem Probegastspiel als Therese Krones (27. 9. 1874), Susi und Gräfin Falconi von Direktor R. Wirsing am Prager deutsche Landestheater engagiert. In Prag lebte sie mit ihrer Mutter und ihrem Sohn.

Sofort erfolgreich und mit Diven der Wiener Operettenszene wie etwa Josefine Gallmeyer verglichen, wurde sie in Prag nicht nur in der Gesangsposse, sondern besonders auch in der Operette, in der sie die führende Partien ihres Faches (u.a. Rosalinde, Prinz Methusalem, Annina, Fantasca, Giroflé/Girofla, Haiderose, Wladimir, Boccaccio, Laura) sang, zur dominierenden Vertreterin ihres Faches. So wird das Urteil Oskar Teubers, eines fachkundigen Zeugen von  U.s  Fähigkeiten, nicht übertrieben sein: „Ihre nie versiegende Laune, der frisch-sprudelnde Quell ihres Humors, ihr resolutes, ‚schneidiges‘ Spiel und eine durch blendende Toilette unterstützte einnehmende Erscheinung sicherten ihr volle Erfolge, den Possen und Operetten eine bedenklich dominierende Stellung im Repertoire. Ihre schauspielerische Kraft kam aber auch einer wertvollen Bereicherung des Repertoires, der Anzengruber’schen Bauern-Komödie, wesentlich zu Statten“. Allerdings konnte U. nach ihrem Abschied von der Prager Bühne (1.7.1884, als Therese Krones) alters- und bald auch krankheitsbedingt in ihrem neuen Engagement am Theater an der Wien unter Franz Jauner nicht mehr Fuß fassen. Im Mai 1885 trat sie bei einem Gastspiel von Jauners Operetten-Ensemble noch einmal als Rosalinde in Prag auf, wobei die sichtliche Abnahme ihrer Stimme und ihres Gedächtnisses konstatiert werden musste. U. starb, verarmt und krank, in der Wiener Landes-Irrenanstalt.

Role

Königlich deutsches Landestheater:

Therese Krones (Haffner: Therese Krones); Susi (Berg: Nr. 28); Gräfin Falconi (J. Strauß: Carneval in Rom); Rosalinde (J. Strauß: Die Fledermaus); Prinz  Methusalem (J. Strauß: Prinz Methusalem); Annina (J. Strauß: Eine Nacht in Venedig); Fantasca (J. Strauß:Indigo); Fanchette Michel (Genée: Der Seekadett); Nisida (Genée: Nisida); Schönröschen (Offenbach: Schönröschen); Mascotte (Audran: La Mascotte); Giroflé/Girofla (Lecocq: Giroflé – Girofla); Javotte (Jonas: Javotte); Haiderose (Planquette: Die Glocken von Corneville); Wladimir (Suppé: Fatinitza); Boccaccio (Suppé: Boccaccio); Laura (Millöcker: Der Bettelstudent); Natalitza (Millöcker: Apajune, der Wassermann); Angelo (Czibulka: Pfingsten in Florenz); Rosa (Raimund: Der Verschwender);  Vroni (Anzengruber: Der Meineidbauer); Papagena (Mozart: Die Zauberflöte); etc.

Quellen

Hofburgtheater Wien, Programmzettel 1857 – 1861. –  Österreichische Nationalbibliothek, Wien, ANNO – AustriaN Newspaper Online. –   Fürst’s Volks-Theater, Theaterplakate 1868, 1870f., Wienbibliothek im Rathaus, Wien, Plakatsammlung. – Národní archiv, Policejní ředitelství  I, Konskripce, Karton 588 a 660, Abbil. 786 a 766. 

Periodika

Deutsches königl.  Landestheater in Prag. Almanach und Adressbuch 1875–1885 (Schenk-Ullmayer). – Deutscher Bühnen-Almanach, Jg. 26ff., 1862ff. –Der Humorist, Jg. 5, Nr. 36, 15. 9. 1885 (mit Rollenbild als Haiderose). – Neuer Theater-Almanach, Jg.2, 1891, S. 104. – Illustrirtes Wiener Extrablatt, 19.3.1890 (Abendblatt). –  Neues Wiener Tagblatt, Fremden-Blatt. –  Prager Tagblatt 20.3.1890.

Literatur

O. Teuber:  Geschichte des Prager Theaters, Tl. 3, 1888, S. 508, 517, 585, 612f., 624, 633, 663, 669f., 700, 704f., 734, 741,745, 747, 754.

Eisenberg, Flüggen, Hoftheater - Katalog, Kosch Th, Kutsch, Ulrich (Schenk-Ullmeyer, Wilhelmine)


Bildung: 30.11.2012

Autor: Reitterer, Hubert