Spiro, Anton

Anton
Spiro
1805
Wien (?)
21. 11. 1865
Brünn / Brno
Schauspieler

Anfangs soll sie sich in Wien dem Ballett und dem Gesang gewidmet haben. Nach mehreren Gastspielen in Prag engagiert 1830 – 1843 am Ständetheater für das Rollenfach kleinerer komischer Rollen. Wurde in Parodien, Komödien und Possen Partner des Komikers Franz Feistmantl. Den größten Erfolg hatte er in Stücken von Nestroy (Zwirn in Lumpazivagabundus). Ab 1844 war er in Brünn registriert, wo er 1857 – 1862 ein ständiges Engagement hatte und in einem ähnlichen Typ wie der Wiener Posse brillierte.

Wurzbach führt an, dass S. aus einer griechischen Familie stammte und sein eigentlicher Name Spiridion Antonopold war. Angeblich widmete er sich in Wien zunächst dem Ballett und dem Gesang. Am 31. 3. 1827 gastierte er im Prager Ständetheater in der Rolle des Georg in Meisls Posee-Parodie mit Gesang Die schwarze Frau (mit der Bezeichnung seines Auftritts als „theatralischer Versuch“ = Debüt war wohl das Prager Debüt gemeint). Er gastierte am 11. August 1830 erneut in Prag (Florian / Raimund: Diamant des Geisterkönigs) und wurde als Komiker für kleinere Rolle engagiert. Bis 1843 blieb S. im Prager Ensemble. Für das Jahr 1844 ist er bereits in Brünn registriert, wo er bis 1850 oder 1851 wirkte. Ein Eintrag in der Prager Konskription bezeugt, dass er inzwischen geheiratet (Ehefrau Maria geb. 1821) und versucht hat, im Gastwirtschaftsgewerbe in Prag Fuß zu fassen („Schauspieler, jetzt Gastwirth“), was er aber offenbar bald aufgab; nach dem Almanach für Freunde der Schauspielkunst 1853 trat er spätestens seit diesem Zeitpunkt wieder am Wiener Theater in der Josefstadt als Lokalkomiker auf. In den Almanachen der Jahre 1857–1862 wird er im Brünner Ensemble vermerkt.

S. kam mit einem klar ausgeprägten Schauspielerprofil von Wien nach Prag. Er wurde Partner des Komikers Franz Feistmantl vor allem in Parodien, Komödien und Possen, die in Prag häufig zur Aufführung gelangten. Der Nekrolog in der Wiener Zeitschrift Die Presse beschreibt S. als Schauspieler, der seinem Charakter nach zum älteren Typ der derberen Wiener Posse gehörte, und vergleicht ihn mit dem berühmten Komiker Wenzel Scholz. Wie Teuber angibt, spielte S. gemeinsam mit Feistmantl schon in Prag am erfolgreichsten in Stücken von Nestroy (Gluthammer / Der Zerrissene; Zwirn /Lumpazivagabundus,  Feistmantl als Knieriem; Blasius Rohr /GlückMissbrauch und Rückkehr, Feistmantl als Rochus). Doch als sich das Prager Repertoire allmählich vom Wiener „Lachtheater“ abwandte, verringerte sich auch die Anzahl der Rollen, in denen sich S. als profilierter Komikertyp hervortun konnte. Er starb in Brünn nach längerer Krankheit.

Aus S.s Verwandtschaft widmete sich noch eine ungenannte Frau dem Theater, wahrscheinlich seine Schwester, die als Wiener Schauspielerin am 12. März 1828 in Prag gastierte (laut dem sog. Martinec-Verzeichnis: „Dem. Spiro“ als Hannchen, H. Clauren: Das Hotel von Wiburg). Sie wurde an das Ständetheater engagiert, in dessen Gehaltsliste sie im Jahr 1833 als Schauspielerin mit einer unter dem Durchschnitt liegenden Gage von 40 Gulden erscheint. Zur Familie gehörte wahrscheinlich auch Karolina Spiro (geb. 1842 in Prag, + 30. 10. 1909 in Prag), die spätere Ehefrau von Josef Altschul, der Inhaber einer Musikschule und Geiger am Prager Deutschen Theater war.

Quellen

Národní archiv, Policejní ředitelství I [Nationalarchiv, Polizeidirektion I], Konskription, Karton 5, Abb. 13, 14 (Altschul Josef) und 613, Abb. 100 (Spiro), hier persönliche Daten. – Archiv hl. města Prahy [Archiv der Hauptstadt Prag], sog. Martincův soupis [Martinec-Verzeichnis]: Journal aller auf der k. ständischen Bühne zu Prag aufgeführten Trauer– Schau– Lustspiele, Opern, Possen, Ballets, Concerte und sonstige Produktionen vom 16ten Juli 1815 bis 30ten April 1834, Bd. 1, Handschriften, Sign. 7996, Angaben zu S.s Gastspielen 1827, 1828, 1830.

Periodika

Die Presse [Wien], 22. 11. 1865, Localanzeiger, Brünner Bühne, Nekrolog. – Almanach des königl. ständischen Theaters zu Prag 1837–1854. – Almanach für Freunde der Schauspielkunst, Berlin 1842–1845. – Deutscher Bühnenalmanach 1854–1863.

Literatur

J. Vondráček: Dějiny českého divadla. Doba předbřeznová 1824–1846 [Geschichte des tschechischen Theaters. Zeit des Vormärz 1824–1846], Prag 1957, S. 14, 80.

Teuber III, S. 150, 156, 178, 228, 229, 230, 307, 329.

Kosch Th, Ulrich, Wurzbach


Bildung: 31.7.2013

Autor: Ludvová, Jitka