Skriwanek, Friedrich

Friedrich
Skriwanek,
1840
Wien (A)
8. 8. 1886
Wien (A)
Theaterdirektor, Schauspieler

Er begann als Schauspieler in Gesellschaften von damals bekannten Theaterdirektoren. Anfang der 70-er Jahre gründete er eine eigene Theatergesellschaft. 1876 stand er an der Wiege des Sommertheaters in Mödling bei Wien. Nach zehn Saisons ging er Pleite und starb in einem Sanatorium für Geisteskranke.

Geschrieben auch Kriwanek. Er war der Sohn eines Wiener Anwalts. Trotz des Wunsches seines Vaters nahm er nach dem Abschluss des Gymnasiums kein Jurastudium auf, sondern beschloss, Schauspieler zu werden. In der Saison 1860/61 wirkte er als Held und Liebhaber am Stadttheater in Iglau in der Gesellschaft von Direktor J. Wessetzky, in den folgenden Saisons war er bei Direktor J. E. Radler engagiert, zuerst in Znojmo, dann in Maribor und dann in Bad Vöslau. Für die Saison 1863/64 ging er zu I. Siege, der in der Zeit das Stadttheater in Budweis gepachtet hatte. Im Frühjahr 1864 bemühte sich S. erfolglos zusammen mit einer Gruppe von Schauspielkollegen, das Stadttheater in Znaim anzumieten, für die Saison 1864/65 kehrte er in Radlers Gesellschaft zurück, die am Stadttheater in Krems wirkte, hier übernahm er neben Schauspielrollen auch Regietätigkeit. Radlers Gesellschaft verließ er nach dem Saison 1866/67 in Jihlava. Anschließend wirkte er in Steyr in der Gesellschaft von C. J. Osinski und anschließend in der Wiener Neustadt und im Kurort Baden bei Wien in der Gesellschaft von J. B. Klerr.

Ab 1870 war er als eigenständiger Theaterdirektor und Unternehmer bekannt. Die Basis seiner Gesellschaft bildete ein zwanzigköpfiges Schauspielensemble, das im Laufe der Saison von bis zu zehn Gästen aufgestockt wurde. Neben Schauspielpflichten übernahm S. auch die Funktion des Oberregisseurs und des Operettenregisseurs. Mitglied der Gesellschaft war auch seine Frau Therese, die Soubretten und Liebhaberinnen in Konversationsstücken spielte. Die ersten Saisons verbrachte er in Krems, danach spielte er in Steyr und in Linz. Für die Saison 1874/75 pachtete er das Stadttheater in Budweis, wobei er dem dortigen Stadtrat versprach, sich um die Renovierung des Theaters zu kümmern, die gemalten Dekorationen wolle er von dem Maler L. Grünfeld vom Theater an der Wien besorgen. Die Saison in Budweis war jedoch nicht einträglich, und so musste S. bereits in ihrem Verlauf dem Publikum hinterher nach Třeboň oder Český Krumlov reisen, und Mitte Februar 1875 war er gezwungen, den Ensemblemitgliedern um ein Drittel die Gage zu kürzen. Nach Ostern, als die Hauptsaison vorbei war, kehrte er nach Český Krumlov zurück, wo er abwechselnd im Stadt- und im Schlosstheater spielte. Die Besucherzahlen waren jedoch auch weiterhin schwach, und so löste S. im Mai die Gesellschaft auf. Ein neues Schauspielensemble stellte er jedoch gleich in der nächsten Saison 1875/76 zusammen, als er das Stadttheater im heute kroatischen Osijek anmietete, von dort aus ging er im Frühjahr 1876 ans Stadttheater in Mödling, wo er weitere Saisons blieb und hier eine neue Sommerbühne gründete. Ab Herbst 1878 wirkte er in Bílsko, im damaligen Teschener Schlesien im heutigen Polen, doch auch hier hatte er mit geringen Besucherzahlen zu kämpfen. Es kam vor, dass er nur zwanzig Karten verkaufte, und so wurden die Vorstellungen oft verschoben. Einer der Gründe waren Mängel des Ensembles; die Rezensenten machten vor allem auf das Lampenfieber der untrainierten Schauspieler aufmerksam, das den Eindruck von der Vorstellung verdarb. Wenn jedoch das Ensemble für eine konkrete Vorstellung von einem Schauspieler oder einer Schauspielerin aus großen Theatern verstärkt wurde, war ausverkauft. Ab der Saison 1879/80 spielte das Ensemble in Těšín, im folgenden Jahr ging S. Pleite. Danach lebte er mit seiner Frau in ärmlichen Verhältnissen in Heiligenstadt in Wien, wo sie vor allem auf finanzielle Hilfe von Freunden angewiesen waren. Am 7. Mai 1885 landete S. in der Betreuung der Niederösterreichischen Landesirrenanstalt am Brünnlfeld im 9. Wiener Bezirk, den behandelnden Ärzten zufolge litt er an Wutausbrüchen und Verwirrtheit. Im August 1885 fand eine Wohltätigkeitsveranstaltung zur Unterstützung beider Eheleute im Sommertheater in Mödling statt, die von der ehemaligen Schauspielerin des Burgtheaters Louise Mathes-Röckel veranstaltet wurde, die 1877 Mitglied von S.s Gesellschaft gewesen war. Bei der Veranstaltung trat auch als Schauspielerin Therese S. auf. S. starb im Sanatorium am 8. August 1886 im Alter von 45 Jahren.

Als Schauspieler wusste sich S. in großen Theatergesellschaften durchzusetzen, als Theaterdirektor war er nicht mehr so erfolgreich. Seine Gesellschaft allerdings durchliefen zahlreiche erfolgreiche Theatermacher; Mitglied des Ensembles in Krems und Steyr war beispielsweise die Schauspielerin und spätere Theaterdirektorin Anna Blumlacher. Von Anfang an hatte S. Probleme mit der Finanzierung der Gesellschaft, was wohl auch durch die Wirtschaftskrise nach dem Krach an der Wiener Börse 1873 verursacht wurde 1873. Die andauernden Probleme mit der Leitung der Gesellschaft schlugen sich auch in der geistigen Gesundheit des Direktors und seinem vorzeitigen Tod nieder.

Nach dem Tod von S. kehrte Therese zur Schauspielerei zurück. Am Ende der 80-er und am Beginn der 90-er Jahre wirkte sie als komische Alte in der Gesellschaft von L. Deutsch, der sich in dieser Zeit vor allem durch Böhmen bewegte. Zusammen mit S. hatten sie einen Sohn Carl, der in der Zeit, als S.s Gesellschaft bestand, Kinderrollen spielte. Der Bruder von S. soll der Komiker Johann S. gewesen sein, der 1885 in Olmütz spielte.

Rollen

Lord Rochester (Ch. Birch-Pfeiffer: Die Waise von Lowood), Hansjürge (K. Holthei: Die Perlenschnur), Hamlet (W. Shakespeare: Hamlet. Prinz von Dänemark), Friedrich Schiller (L. Eckardt: Friedrich Schiller), Kazatel (K Holthei: Leonore, oder Die Braut im Wahne) – 1863; Moliere (K. Gutzkow: Das Urbild des Tartuffe) – 1865; Joseph Kerdelmann (F. Gerstäcker: Der Wilderer) – 1865; Ludwig Honau (R. Benedix: Doctor Wespe), Dr. Zähler (M. Barach: Mysterien eines Jagdgewehrs), Professor Lambert (R. Benedix: Die Hochzeitsreise), Graf Rietberg (E. Bauernfeld: Moderne Jugend) – 1870; Arnolf (R. Benedix: Die Neujahrsnacht) Mortimer (F. Schiller: Marie Stuart), Friedrich Schiller (H. Laube: Karlsschüler), Konrad (E. Raupach: Der Müller und sein Kind), Falkentoni (Ch. Birch-Pfeiffer: Der Goldbauer)) – 1874; Lord Rochester (Ch. Birch-Pfeiffer: Die Waise von Lowood) – 1875.

Stationen der Gesellschaft von Friedrich Skriwanek

1870/71 Krems, 1871/72 Krems, 1872/73 Krems, Steyr, Linz, 1873/74 Steyr, 1874/75 Budweis, 1875 Mödling, 1875/76 Osijek (Esseg), 1876 Mödling, 1877 Mödling, 1878 Mödling, 1878/1879 Bílsko (Bielitz), 1879/80 Těšín (Teschen), 1880/81 Těšín.

Quellen

Theatermuseum Wien, Nachlass Auguste Wilbrandt-Baudius, Korrespondenz Skriwanek, Friedrich an Auguste Wilbrandt-Baudius, 1 Brief, 1 Bogen, 3 S.; Krems, 13. 1. 1871 [Wi 22/10/1] (Brief an die Schauspielerin Auguste Wilbrandt-Baudius).

Österreich, Wien. Niederösterreich (Osten): Rk. Erzdiözese Wien 08., Alservorstadtkrankenhaus, Sterbebuch, Sign. 03-131, 1866, (Ableben von Friedrich Skriwanek), [online, zit. 10.5.2021],
https://data.matricula-online.eu/cs/oesterreich/wien/08-alservorstadtkrankenhaus/03-131/?pg=304

Literatur

Budweiser Kreisblatt 17. und 31. 10. 1863, 11. und 14. 11. 1863, 23. 1. 1864, 6. 5. 1874, 24. und 31. 10. 1874; Wiener Theater-Chronik 15. 1. 1869, 7. 1. 1870, 18. 2. 1870, 15. 1. 1875; Deutscher Bühnen-Almanach (Berlin) 1871, S. 169, 1872, S. 172–173, 1973, S. 194, 331–332, 1874, S. 280, 1875, S. 51–52, 1876, S. 99, 1877, S. 258–259, 1879, S. 33, 1880, S. 315, 1881, S. 319; Znaimer Wochenblatt 13. 3. 1875; Illustriertes Wiener Extrablatt 4. 9. 1877; Mährisch-schlesischer Correspondent 24. 5. 1879, 7. 7. 1885; Morgen-Post 11. 10. 1885 (Bericht vom Besuch in der psychiatrischen Heilanstalt, im Bericht ist angeführt, dass S. unter der Vorstellung litt, Millionär zu sein); Badener Bezirks-Blatt 15. 8. 1885 (Bericht über eine Internierung von S. in der psychiatrischen Heilanstalt), 15. 8. 1885 (Informationen über den Vater); Wiener Zeitung 13. 8. 1886 (Nachricht über S.s Ableben); Neuer Theater-Almanach 1890 S. 316; Kohoutí kříž. Šumavské ozvěny [´s Hohnakreiz. Des Waldes Widerhall] (Südböhmische wissenschaftliche Bibliothek): Friedrich Skriwanek, [online, zit. 7. 9. 2021], URL: https://www.kohoutikriz.org/autor.html?id=skrif

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