Laska, Julius

Julius
Laska
28.1. 1850
Linz
24.8. 1933
Urfahr (heute Linz)
Schauspieler, Regisseur, Theaterdirektor

Er begann als Schauspieler, trat unter anderem in Karlsbad und in Olmütz auf. 1882 engagiert von Direktor Dorn als Schauspieler und Operetten- und Schauspielregisseur im Landestheater in Linz, 1884 wurde er Direktor des Theaters. Er baute hier ein großes Schauspielensemble auf, das er auf mehrere Theater verteilte (in den Wintermonaten spielte es in Wels, Steyr und Salzburg, im Sommer in Bad Ischl, Gmünden und Bad Reichenhall). Neben Oper, Operette und Schauspiel unterstützte er das Ballett, brachte viele Gäste auf die Bühne und achtete auf eine reiche Ausstattung. 1889 - 1920 Direktor des Theaters in Marienbad, das sich damals mit den Bühnen der großen Städte vergleichen konnte. Hier führte er Operetten und anspruchsvolle Opern auf. Seine Ehefrau Julie Laska (um 1860 - ?) war Schauspielerin, 1882 – 1898 war sie am Theater in Linz als erste Liebhaberin engagiert, später wirkte sie in Wien.

Schreibweise auch Láska. Nach der Grundschule erlernte er den Beruf eines Kammmachers. Laut Eisenberg interessierte sich L. schon während seiner Lehrzeit für das Theater, war aber zu jung, um einer Wandertruppe beizutreten. Erstmalig trat er als Einspringer mit dem von Josef Gellner und Theresia Bichler geleiteten kleinen Ensemble im oberösterreichischen Ried auf, in dem Theater, das zugleich mit der Bühne in Freystadt betrieben wurde (19. 10. 1868, Hettore Gonzaga, Prinz von Guastalla, Lessing: Emilia Galotti). Nach dreijährigem Militärdienst begann L. seine Theaterlaufbahn. Er trat in Bayern und in einigen Ländern der österreichisch-ungarischen Monarchie auf (Straubing, Bozen [Bolzano], Meran [Merano], Ingolstadt, Augsburg, Innsbruck, Laibach [Lubljana], Ödenburg [Sopron], Karlsbad [Karlovy Vary] und Olmütz [Olomouc]). 1880 wurde er an das Carl-Schultz-Theater in Hamburg (junger Charakterkomiker) und 1881 an das Deutsche Hoftheater in Petersburg (erster Charakterkomiker, auch Regisseur) engagiert. Als Kaiserlich Russischer Hofschauspieler bewarb er sich im Jahr 1882 erfolgreich um ein Engagement am Landestheater in Linz beim Theaterdirektor Dorn, wo er Schauspieler sowie Regisseur für Operette und Schauspiel wurde. 1884 übernahm er die Direktion des Linzer Theaters.

Über Eigenkapital für ein Theaterunternehmen verfügte L. nicht, so dass er nach einem Mäzen suchen musste. Schon sein Vorgänger hatte in der Funktion als Direktor mehrere Bühnen betrieben, um dem Ensemble eine ganzjährige Beschäftigng zu gewährleisten (Bad Ischl, Hermannstadt / Sibiu, Kronstadt / Braşov). L. verkürzte die Linzer Saison von neun auf sieben Monate. Er baute ein großes Ensemble auf, das er zwischen vier Theatern aufteilte. In den Wintermonaten wurde in Wels, Steyr und Salzburg, im Sommer in Bad Ischl, Gmunden und Bad Reichenhall in Bayern gespielt. Er verfügte über komplettes Personal für das Schauspiel und die Operette in Salzburg, für die Oper in Linz (1885 Wagner: Die Meistersingen von Nürnburg, 31. 10. 1886 Mozart: Don Juan mit einigen Gästen von der Wiener Hofoper). An Sonn- und Feiertagen gab er bis zu acht Vorstellungen gleichzeitig, zwei in Linz, zwei in Salzburg, zwei in Wels und zwei in Steyr. Bei Bedarf trat er selbst als Schauspieler auf, in Linz und Salzburg führte er auch Regie. Dank seiner Geschäftstüchtigkeit und seiner Kontakte zu zentralen Behörden gelang es ihm, für die Reisen nach Steyr und Wels einen billigen Sonderzug zur Beförderung des Personals und des Gepäcks vor und nach der Vorstellung zu bekommen. Zu Beginn der Saison 1888 führte er auf eigene Kosten eine elektrische Beleuchtung im Linzer Theater ein. Er förderte das Ballett, führte dem Theater viele Gäste zu und sorgte für eine reiche Ausstattung. Die Linzer Bühne erwarb sich unter seiner Leitung einen ausgezeichneten Ruf.

Doch die ökonomischen Bedingungen des Unternehmens verschlechterten sich infolge von personellen Veränderungen bei den Behörden, und L. musste eine andere Unternehmensführung suchen; vor allem benötigte er eine dauerhafte Sommerbühne. 1889 wurde die Direktorenstelle des in der Sommersaison bespielten Stadttheaters in Marienbad (Mariánské Lázné) frei (nach der Direktion von Carl Moser und Ottilie Moser). Trotz zahlreicher Konkurrenten (mehrere Dutzend Interessenten sind angeführt) konnte L. dank seiner ausgezeichneten Reputation das Gebäude pachten. Die Linzer Bühne leitete er bis zum Januar 1891 noch selbst, danach engagierte er einen Kodirektor und blieb formell noch bis zum 30. April 1891 in seiner Funktion. L. verließ ein großes Ensemble mit über 20 Schauspielern und Schauspielerinnen, 17 Sängern und einem Chor von 30 Mitgliedern.

Seine Tätigkeit in Marienbad begann L. am 4. Mai 1889 mit einem Teil seines Linzer Ensembles sowie einem Teil der Linzer Ausstattung. Er trat hier auch als Schauspieler auf. Wie Der Humorist (s. Lit.) anführt, bestand die Stadt darauf, die Saison bereits Anfang Mai zu eröffnen, obwohl in den Badeorten die Gäste noch fehlten; das Ensemble spielte im halbleeren Theater und der Leiter geriet gleich nach der ersten Saison 1889/90 in finanzielle Schwierigkeiten. Eine Lösung bot die Familie des Direktors Abraham van Lier aus Amsterdam an, die L. zu einem ausgedehnten Gastspiel einlud. L. musste seine Bibliothek (87 komplette Opern, viele Schauspiele und Possen) verpfänden, um den Transport finanzieren zu können. Er reiste mit 38 Mitgliedern der Oper und Operette und eröffnete die Gasttournee am 1. Oktober 1891 mit Millöckers Operette Der arme Jonathan (L. in der Titelrolle). Außer in Amsterdam (viermal in der Woche) trat das Ensemble wöchentlich dreimal in nahe gelegenen Städten auf (Den Haag, Utrecht, Leyden, Harlem, Rotterdam, Nijmegen usw.). Nach ersten Erfolgen fielen die heiser gewordenen Sänger mit Leoncavallos Oper Cavalleria rusticana durch. L. verlor einen großen Teil des Publikums, konnte seine verpfändete Bibliothek nicht einlösen und büßte sie ein. (Er bekam sie nicht einmal nach seiner Heimkehr zurück, wo Unzulänglichkeiten in der Geschäftsleitung und im Verkauf festgestellt worden waren.) Zurück nach Böhmen gelangte er dank einer erfolgreichen Aufführung der Strauß-Operette Der lustige Krieg, die der österreichische Konsul in Amsterdam veranstaltet hatte. Zur Eröffnung der Sommersaison 1892 kehrte L. nach Marienbad zurück.

Für das Marienbader Theater bedeutete L.s Ära einen immensen Aufstieg; denn es konnte – trotz seiner auf die Sommermonate beschränkten Spielzeiten – einem Vegleich mit Bühnen größerer Städte standhalten. Die Qualität seines Ensembles sicherteL. dadurch ab, dass er seinen Künstlern ein ganzjähriges Engagement anbot: Zugleich mit dem Marienbader Theater leitete er jeweils ein Theater in Innsbruck (1890–1892, erneut nach 1900), 1905–1909 in Regensburg, 1910–1911 in Meran, kurzzeitig betrieb er auch weitere Bühnen. Durch sein Wirken in mehreren Städten lernte L. ein breites Repertoire und bühnentechnische Neuerungen kennen. So war er in der Lage, vorzügliche Schauspieler und Sänger der größten Bühnen nach Marienbad zu holen.

L.s Repertoire in Marienbad berücksichtigte zwar alle Genres, doch besonders stark dominierte die Operette, für die L. den größten Teil des Ensembles auswählte. Der Stadtrat, der das Theater verpachtete, verließ sich auf den guten Besuch der Operettenvorstellungen. Mit Hilfe von Gästen inszenierte L. aber auch anspruchsvolle Opern (Verdi-Opern, Leoncavallo: Cavalleria Rusticana, Mascagni: Der Bajazzo, Bizet:Carmen), gängige Repertoire-Opern (Weber: Der Freischütz, Kreutzer: Das Nachtlager von Granada, Nessler: Der Trompeter von Säckingen, Lortzing:Der Waffenschmied), gelegentlich einzelne Opernakte, darunter auch aus Werken von Richard Wagner, die von einer größeren Gruppe gastierender Künstler dargeboten wurden. L.s anspruchvolles Repertoireangebot lässt sich anhand der Vorstellungen für den englischen König Eduard VII. dokumentieren, der insgesamt neunmal seinen Sommeraufenthalt in Marienbad verbrachte (erstmalig 1897 noch als Prinz von Wales, dann 1899 und 1903–1909); immer einige Wochen im August besuchte er mit seinem Gefolge das Theater und wählte sich das Repertoire aus. L. engagierte hervorragende Kräfte (Martha Leffler-Burckhart, Alfred Barry, Hans Winkelmann, Jan von Gorkom, Carl Hillman, Margarethe Siems, Werner Alberti, den Hofkapellmeister aus Karlsruhe Alfred Lorentz). Er führte Opern von Verdi (1902 AidaRigolettoTroubadour, 1906 La Traviata) und Offenbachs Oper Hoffmanns Erzählungen (15. 8. 1903 mit der Sopranistin Selma Kurz von der Wiener Oper und dem Tenor Karl Streitmann u. a.) auf. Im August 1904 engagierte L. das Ensemble der Bayreuther Festspiele für ein zweitägiges Gastspiel (23. 8 Wagner: TannhäuserLohengrin, 1. Akt.; 25. 8. Die Meistersinger von Nürnberg, 2. Akt). In der nächsten Saison gab L. als Festvorstellung Wagners Musikdrama Siegfried mit Gastbesetzung (Martha Leffler-Burckhart vom Wiesbadener Hoftheater, Hofsänger Karel Burian, Walter Soomer vom Leipziger Stadttheater, Hans Rüdiger vom Dresdner Hoftheater, Dirigent Alfred Lorentz aus Karlsruhe). Eduard VII., der eine hohe Meinung vom Marienbader Theater hatte, zeichnete L. 1908 mit dem Victoria-Orden aus. Ende 1909 verlieh ihm der Herzog Karl Eduard von Sachsen-Coburg und Gotha den Titel Intendanzrat. L. erhielt noch weitere Auszeichnungen.

Am 26. 8. 1909 feierte L. in Marienbad sein vierzigjähriges Bühnenjubiläum und das fünfundzwanzigjährige Jubiläum seines Wirkens als Direktor. Bei dieser Gelegenheit wurde nahe der Stadt eine kleine Kapelle feierlich eingeweiht, die L. auf eigene Kosten hatte errichten lassen. Die Stadt und die Mitglieder seines Ensembles ehrten ihn mit Kränzen und Festreden.

Während des Ersten Weltkrieges meldete sich L. als Freiwilliger und diente als Rechnungsunteroffizier in Wien. Am 3. Juli 1919 feierte er sein fünfzigjähriges Jubiläum als Schauspieler und sein dreißigjähriges Jubiläum als Direktor in Marienbad. Seine Ära (1889–1920) gilt als die erfolgreichste Zeit dieser Bühne. Bis 1920 leitete L. die Bühne selbst, dann stellte er Georg Höllering als jüngeren Direktor ein, behielt sich aber das Entscheidungsrecht in grundsätzlichen Fragen vor. Nach 1920 kehrte L. nach Linz zurück, wo er noch im Mai und Juni des Jahres 1925 aushilfsweise die Direktionsgeschäfte des Landestheaters führte.

L.s Ehefrau Julie Laska (geb. um 1860 in Pressburg [Bratislava]), Schauspielerin, trat ihr Engagement in Linz 1882 als erste Liebhaberin an und blieb hier bis zum Jahr 1890. Danach wirkte sie als sentimentale Liebhaberin im Volkstheater in Wien. 1892 wurde sie Mitglied des Münchner Gastspielensembles (unter Leitung von Max Hofpauer), in dem sie bis 1894 blieb. Im Jahr 1896 wird sie als Mitglied des Carl Theaters in Wien angeführt, gemeinsam mit ihrem Ehemann. Einige Spielzeiten lang verschwand Julie aus den Registern der Almanache; offenbar gastierte sie bei verschiedenen Theatertruppen. 1908 ist sie als Mitglied der wandernden Wiener lustigen Bühne registriert.

Theatralia

J. Laska: Episoden aus den Zeiten der Aktivität eines Theater-Direktors, Marienbader Zeitung 1920, (siehe Quellen), eine Auswahl in tschechischer Übersetzung in R. Švandrlík: Z historie mariánskolázeňského divadla [Aus der Geschichte des Marienbader Theaters] http://hamelika.cz/

Periodika

Deutscher Bühnenalmanach 1869, S. 278 (Debüt); 1884, S. 232 und 530 (Linz). – Neuer Theateralmanach 1891, S. 331 (Linz, Zusammensetzung des gesamten Ensembles), S. 344 (Marienbad, Zusammensetzung des gesamten Ensembles); 1892, S. 377 (Ehefrau); 1893, S. 408 (Julie L. in München); 1894, S. 656 – Register (Julie Laska in München); 1895, S. 160; 1910, S. 152; 1896, S. 536 (beide im Carl Theater in Wien); 1898, S. 453, 1899, S. 429 (Julius L. in Marienbad); 1908, S. 608 (Julie in Wien). – Der Humorist [Wien], 20. 5. 1890 (Marienbad, auch Julie Laska); 12. 6. 1890 (Julie Laska, Abbildung und Kurzbiographie). – Marienbader Zeitung 28. 8. 1904; 26. 8. 1906; 1. 8. 1909; 28., 29., 1. 1920, 5. 9. – 24. 11. 1920. – Linzer Volksblatt 28. 11. 1915. – Linzer Tagesblatt 25. 8. 1933 (Nachruf).

Literatur

F. Fischl: Theater-Marienbad, in: Marienbad. Hrsg. vom Stadtrate von Marienbad und Erwin Stein, Editionsrat Die sudetendeutschen Selbstverwaltungskörper, Band 11, Berlin 1932, S. 51–55

R. Švandrlík: Z historie mariánskolázeňského divadla [Aus der Geschichte des Marienbader Theaters], http://hamelika.cz/, Zugriff 4. 7. 2013, hier weitere Literatur, mit Abbildungen des Theaters und mit einigen Kostproben aus Laskas Memoiren in tschechischer Übersetzung.

Eisenberg, Flüggen, Kosch Th, ÖBL, Ulrich


Bildung: 20.10.2013

Autor: Bartoš Tautrmanová, Markéta