Allram-Lechner, Elisabeth Adele

Elisabeth Adele
Allram-Lechner
1824
Wien (A)
24. 5. 1861
Prag (Praha, CZ)
Schauspielerin

Als Schauspielerin debütierte sie 1843 in Wien, 1845 spielte sie im Ensemble von Karl Burghauser in Olmütz. Ab 1846 Mitglied des deutschen Schauspiels des Ständetheaters in Prag (Fach junge Liebhaberinnen und Naive). Besetz überwiegend in Lustspielen, spielte jedoch auch große Rollen in klassischen Texten. Die Gunst des Publikums brachten ihr ihr reizendes Äußeres, ihre angenehme Stimme und ihre natürliche Art zu schauspielern ein. War eine herausragende Rezitatorin. 

Die Schauspielausbildung erhielt A. in Wien. Sie debütierte Ende 1843 am Wiener Carltheater als jugendliche Liebhaberin und Naive. 1845 wurde sie in Olomouc / Olmütz für dasselbe Fach im Ensemble von K. Burghauser engagiert. Zu Ostern 1846 übersiedelte sie mit ihrer unverheirateten Mutter Josefina L. (*1800) nach Prag, wo sie als Mitglied des Ständetheaters engagiert wurde und sich in ihrem Fach bald erfolgreich behauptete. 1856 heiratete sie den Mehlhändler K. Allram, Sohn des bekannten Prager Schauspielers J. Allram. Im April 1861 erkrankte sie an Diphtherie, an deren Folgen sie mit 37 Jahren starb. Am Ständetheater blieb sie mit Ausnahme einiger längerer Unterbrechungen bis zu ihrem Tod, sie gastierte aber auch an führenden Bühnen im deutschen Sprachraum, in Hamburg, Dresden und vor allem in Wien (Burgtheater). Sie wurde oft in Lustspielen eingesetzt, bekam aber auch große Rollen in klassischen Stücken:  Margarethe (Goethe: Faust), Agnes Sorel (Schiller: Die Jungfrau von Orleans), Louise (Schiller: Kabale und Liebe),  Klara (Hebbel: Maria Magdalena), Cordelia (Shakespeare: König Lear). Ihr schauspielerisches Profil festigte sich jedoch bald innerhalb ihres eigentlichen Fachs durch verschiedenste Rollen als Liebhaberin, denen sie eine genaue Charakteristik zu geben wusste. Mit ihrer anmutigen Erscheinung und ihrer angenehmen Stimme erlangte sie in diesen Rollen stets Beliebtheit beim Publikum. Ihr Spiel zeichnete sich durch eine selbstverständliche Natürlichkeit aus. Nach einigen erfolgreichen Auftritten als Liebhaberin in Lustspielen versuchte - die Theaterleitung sie auch in tragischen Rollen einzusetzen (Emilia Galotti, Königin Anna in Richard III.), der Kritiker B. Gutt erkannte jedoch richtig, dass sie für die heroische Tragödie nicht begabt war. Bis zu ihrem 35. Lebensjahr verkörperte sie deswegen junge, sympathische, mal gutherzige, mal launische Frauen in Lustspielen, wobei sie stets Erfolg hatte und die Gunst des Publikums gewann. Gelegentlich spielte sie auch Knabenrollen. Sie war eine hervorragende Rezitatorin und trat sowohl im Theater als auch außerhalb in dieser Funktion auf. Außerdem verfügte sie über eine sprechende Mimik, die sie in einigen stummen Rollen zur Geltung brachte (Yelva, Fenella in der Oper Die Stumme von Portici). Als Yelva trat sie am 27.3.1859 auch in der tschechischen Vorstellung auf. Ihr Repertoire (größtenteils Dramatisierungen von Ch. Birch-Pfeiffer und Lustspiele von R. Benedix) war von keinem hohen literarischen Wert. Oft rettete sie mit ihrer Leistung auch Titel, die von der Kritik eher verurteilt wurden. Kurz vor dem vorzeitigen Ende ihrer Schauspielkarriere bewies sie sich mehrmals auch in Charakterrollen.

Rollenauswahl

Das Ständetheater

Armande (B.A. Herrmann nach Desnoyera: Molière, oder das Leben eines Schauspielers), Johanna (B. A. Herrmann nach Scribe a Varner: Johanna und Hannchen), Bertha von Bruneck (F. Schiller: Wilhelm Tell), Anne (W. Shakespeare: Richard III..). Emilia Galotti (G. E. Lessing: Emilia Galotti), Gräfin Marie (P. A. von S. [Prinzessin Amalie von Sachsen]: Der Landwirth), Abigail (E. Scribe:  Glaß Wasser), Recha (G. E. Lessing: Nathan der Weise), Eva (L. Angely nach der Geschichte F. X. Tolda: Von sieben die Häßlichste), Pauline (J. F. A. Bayard: Sie muß aufs Land), Natalie (F. von Holbein: Der Doppelgänger), Evchen (J. von Plötz: Der verwunschene Prinz), Clara (J. Nestroy: Dreizehn Mädchen in der Uniform), Margarethe (J. W. von Goethe: Faust),  Nerissa (W. Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig), Titania (W. Shakespeare: Der Sommernachtstraum), Baronin Bruckbaum (H. Börnstein nach A. Ph. Denneryho a Malliana: Ein Mutterherz), Henriette (K. Blum: Erziehungsresultate oder: Guter und schlechter Ton), Oberon (W. Shakespeare: Sommernachtstraum),  Mary (W. Friedrich: Doktor Robin), Jenny (J. Lederer: Geistliche Liebe), Louise (K. Töpfer: Der beste Ton)Renate (L. Angely nach Barina: Christoph uind Renate),  Agnes Sorel (F. Schiller: Jungfrau von Orleans), Pauline (R. Benedix: Der Vetter)  -  1846; Röschen (W. A. Gerle: Abenteuer einer Neujahrsnacht), Hannchen (Clauren: Das Hotel von Wiburg), Sophie (R. Benedix: Versprechen), Pächterin Rosine (H. Börnstein  nach E. Scriba a Mellesville: Gabrielle), Margarethe (A. W. Iffland: Die Hagestolzen), Emilie (R. Benedix: Der Ruf), Bertha, der Husar (W. Marsano: Die Helden), Karoline (K. Blum nach it. předlohy (Alberto Rota): Ich bleibe ledig), Seraphine (W. Vogel nach der GeschichteE. T. A. Hoffmanna „Das Majorat“: Der Erbvertrag)  -  1847; Sylphide (T. Krones: Sylphide), Marie (E. von Bauernfeld: Leichtsinn aus Liebe, oder: Täuschungen),  Gräfin Felsek (Ch. Birch-Pfeiffer nach románu B. Auerbacha Die Professorin: Stadt und Land)  -  1848; Klara (F. Hebbel: Maria Magdalena),  Schutzgeist (W. Friedrich: Die Töchter Luzifers), Marie Didier (F. Pyat: Der Lumpensammler von Paris), Regina (G. zu Putlitz: Familienzwist und Friede), Nina Linden (F. Herbst: Sylva), Louise (F. Schiller: Kaballe und Liebe), Esmeralda (Ch. Birch-Pfeiffer nach V. Huga: Der Glöckner von Notre-Dame), Käthchen (H. von Kleist: Käthchen von Heilbronn), Blanche (Ch. Birch-Pfeiffer: Anna von Oesterreich), Figurantin Judith (F. Blum nach franz. Vorlage: Die Figurantin)  -  1849; Königin (F. Schiller: Don Carlos), Marquise de Vilette (Ch. Birch-Pfeiffer: Die Marquise von Vilette), Emilia (G. E. Lessing: Emilia Galotti), Emma (Herrmann: Der Vater der Debutantin), Juliette (Ch. Birch-Pfeiffer nach románu Memoires d´un notaire von Pontmartin: Die Rose von Avignon), Agnes (F. W. Ziegler: Ernst und Scherz), Antonie (R. Benedix: Die Hochzeitsreise - benefice), Lucy (J. Lederer: Häusliche Wirren)  -  1850;  Isabella,  Infantin von Portugal (B. Dawison nach E. Scriba a E. F. Legouvé: Die Märchen der Königin von Navarra), Franzisca (G. E. Lessing: Minna von Barnhelm),  Eveline (G. zu Putlitz: Das Herz vergessen), Anna, Bauernmädchen (R. Benedix:Der Liebesbrief)  -  1851; Arabella Woodstock (A. Meissner: Ronaleyn Armstrong, oder: Die Welt des Geldes), Luciana (W. Shakespeare, úpr. K. von Holtei: Die Komödie der Irrungen), Die Tochter (E. von Bauernfeld: Zu Hause), Margarethe Grandin (E. Jerrmann nach E. Augiera: Diana von Mirmanda), Lorle + Leonore (Ch. Birch-Pfeiffer: Dorf und Stadt), Yelva (E. Scribe: Yelva), Karoline Wilden (R. Benedix: Das Lügen),  Madelaine (L. Schneider: Ihr Bild – benefice)   -  1852; Priska (E. von Bauernfeld: Krisen),  Angelina Tartini (Ch. Birch-Pfeiffer: Ein alter Musikant), Frau von Marainville (L. Julius nach E. Scriba: Alle Mittel gelten), Cordelia (W. Shakespeare, Bearb.: C. A. West: König Lear), Adelheid Runeck (G. Freytag: Die Journalisten), Florentine (C. A. Görner: Nichte und Tante)  -  1853;  Röschen (Ch. Birch-Pfeiffer: Rose und Röschen), Louis, Enkel (K. Töpfer: Der Pariser Taugenichts), Puck oder Robin Gutgesell, auch Droll genannt, ein Elfe (W. Shakespeare, úpr.: A. W. Schegel a L. Tieck: Sommernachtstraum), Bertha von Beaumont (M. A. Grandjean nach Barriera a Lorina: Am Clavier) + Minette (G. zu Putlitz: Liebe im Arrest)  – benefice, Marie (O. Ludwig: Der Erbförster), Anna (S. H. Mosenthal:  Der Sonnenwendhof, Sophie von Hastfehl (H. Beck: Die Schachmaschine), Ottilie (O. Prechtler: Er sucht eine Braut, Rosa(L. Feldmann:Immer zu vorschnell!), Francisca (Ch. Birch-Pfeiffer nach Bremers Roman Die Nachbarn: Mutter und Sohn), Gräfin Olivia (W. Shakespeare: Viola [=Was ihr wollt]), Fenella (D. F. E. Auber, t: F. A. Ritter nach E. Scriba a G. Delavigne: Die Stumme von Portici), Sylva (H. Laube: Monaldeschi, oder: Die Abenteuerer), Agnes Sorel (F. Schiller: Die Jungfrau von Orleans). Clotilde (R. Benedix: Die alte Jungfer), Klärchen (J. W. von Goethe: Egmont)  -  1854; Leontine, Erbfräulein von Steinau (J. Geiger: Der Bänkelsänger), Eine Schauspielerin + Marie (W. Friedrich nach franz. Vorlage: Doktor Robin), Agnese Wellstedt, eine reiche Wittwe (K. Töpfer nach eng. Vorlage: Die Gebrüder Foster), Anna (W. Shakespeare, p: A. W. Schlegel: König Richard III.), Josseline (E. Scribe: Mein Stern) + Agnes (W. Friedrich nach J. F. A. Bayarda: Das Gänschen von Buchenau) – benefice, Walburgis (K. Blum: Des Goldschmieds Töchterlein), Laura (W. Lembert nach Calderona: Das öffentliche Geheimnis),  Sophie (J. von Plötz: Dumm und gelehrt) + Antonie (Offers nach franz. Vorlage: Der Freiwillige) – benefice, Philippine (E. Raupach: Vor hundert Jahren),  Gilli (F. Kaiser: Die Frau Wirthin) – in Pstross Garten,  Gretel, Dienstmagd im Goetheschen Hause, (K. Gutzkow: Drr Königslieutenant), Elisabeth (R. Benedix: Doctor Wespe, oder: Drei Heiratsanträge)  -  1856; Elise (J. Krüger: Das Mädchen vom Dorfe), Hannchen, Stubenmädchen (R. Benedix: Die Dienstboten), Sophie Arnould (Gräfin Helene von Nois (A. Elmenreich nach franz. Vorlage: Ich heirate meine Frau), Trudchen (R. Kneisel: Das Märchen vom Könige Allgold, oder: Drei Thränen), Lady Georgine Clarens (Ch. Birch-Pfeiffer nach románu C. Bella: Die Waise von Lowood), Gräfin Caselli (Offers nach franz. Vorlage: Die Geldfrage), Helene (W. Friedrich nach J. Sandeau: Helene von Seiglière), Leontine von Donnersdorf (H. Börnstein nach franz. Vorlage: Reich an Liebe)  -  1857; Karoline (C. A. Görner: Sperling und Sperber, oder: Der Sündenbock), Marie (P. A. von S. [=Prinzessin Amalia von Sachsen]: Der Landwirth), Julie (O. F. Berg: Ein Wiener Dienstbote), Amalie (T. Hell nach franz. Vorlage: Der Gang ins Irrebnhaus), Adele (R. Genée: Ehestandsexercitien), Florence, Erbgräfin von Tannensee (O. Prechtler: Die Tochter des Waldes), Ida (J. Lederer: Die weiblichen Studenten), Gräfin Laura (E. von Bauernfeld: Der kategorische Imperativ), Comtesse Bettina (K. Töpfer: Wasserkur),  Antoinette (F. L. Schröder nach F. Beaumont, J. Fletcher: Rule a Wife and Have a Wife: Stille Wasser sind tief), Gertraud (F. Schiller: Wilhelm Tell), Estrella (West nach Calderona: Das Leben ein Traum), Lady Percy, Heißsporns Gemahlin (W. Shakespeare: König Heinrich IV.), Nerissa (W. Shakespeare: Der Kaufmann von Venedig), Gräfin Baldern (J. Franul von Weissenthurn:Pauline), Auguste (J. Krüger: Ich möchte wohl ein Mann seyn!) + Linchen, Minchen, Tinchen, die Drillingschwestern (C. von Holtei: Die weiblichen Drillinge) + Selma (C. A. Görner: Pfingsten! Denk an Pfingsten!) – Benefiz, Kathi (A. Berla: Kathi von Eisen), Mad. Aubry (O. Feuillet, Bearb. C.  Juin und P. J. Reinhard: Ein armer junger Mann),  Bertha (P. A. von S. [Prinzessin Amalie von Sachsen]: Der Majoratserbe)  -  1859; Marketenderin (F. Schiller: Wallensteins Lager),  Leopoldine von Strehler (K. Töpfer: Der beste Ton), Amalie (E. Devrient: Treue Liebe), Therese (J. H. Mirani: Eine Judenfamilie)  -  1860; Armande, Schauspielerin (K. Gutzkow: Das Urbild des Tartuffe), Julie (P. A. Wolf: Cäsario, oder Die bekehrte Spröde), Gustel, Kellnerin(S. Schlesinger: Die Gustel von Blasewitz - Benefiz) +  Rosa (Anonym nach J. Marsoliera: N. Dalayrac), Baronin Waldhüll (J. Franul von Weissenthurn: Das letzte Mittel), Beate (K. Gutzkow: Eim weißes Blatt)  -  1861.

Burgtheater Wien:

Ulrike (K. Töpfer: Rosenmüller und Finke)  -  1851.

Quellen und Literatur

Národní archiv, Policejní ředitelství I – konskripce, Anmeldungen von Josefina L. und K. Allram; AMP, Pfarrmatrikel Kostel Panny Marie Sněžné, Sign. PMS O 4, 8. 9. 1856; Sterbematrikel ebd., Sign. PMS Z 3, 24. 5. 1861; Almanach für Freunde der Schauspielkunst auf das Jahr 1843,  Berlin 1844, S. ?; + …auf das Jahr 1844, Berlin 1945, S. 518; + …auf das Jahr 1845, Berlin 1846,  S.  245 f.; + …auf das Jahr 1846, Berlin 1847, S. 270 f.; Rezension, Annoncen im Tagblatt Bohemia 1846-1861. • Lumír 9, 1859, Nr. 13, S. 308; ohne Sign.: Dne 26. května… (Nekrolog), Lumír 11, 1861, S. 524; O. Teuber: Geschichte des Prager Theaters III, Prag 1888, S. 341, 347, 362, 365, 366, 371, 408, 421, 422, 428, 440, 455, 480, 495, 500, 508, 515, 519-520, 528; P. Kozák: Kdo byl František Max Kníže (Kruh popularity a zapomnění), Harmonie 2006, Nr. 12, S. 17.

Eisenberg, Kosch Th, ODS


Bildung: 30.11.2012

Autor: Scherl, Adolf